«Heicho» ist heimgekommen

von Urs Ursprung 31. Januar 2023

Zwei traditionelle Fachgeschäfte teilen einen Laden: Das Spielwarengeschäft «Bilboquet» und der Elektrospezialist «Heicho». Das besondere Angebot findet sich in der Altstadt, wohin «Heicho» schon immer zurück wollte.

An der Münstergasse 37 befindet sich seit Jahrzehnten das Spielwarengeschäft «Bilboquet», das sich auf nachhaltige Spielsachen spezialisiert hat. Dieses Angebot bleibt weiterhin praktisch unverändert bestehen. Nun hat «Heicho» diskret den hinteren Teil des Ladens gemietet und verwendet sogar die traditionellen dunkelroten Spiegel-Regale weiter, die «Bilboquet» einst aus dem Kaiserhaus erwerben konnte. Der Übergang von den Spielsachen von «Bilboquet» zu den Elektroartikeln von «Heicho» ist auf den ersten Blick kaum erkennbar. Auch das Schaufenster zeigt eine Symbiose von beiden Spezialgeschäften.

Von der Altstadt in den Norden und zurück

Hinter «Heicho» stehen Mitarbeitende des ehemaligen beliebten Elektrofachgeschäfts Lutiger, das vor fast 100 Jahren gegründet wurde. Als sich Lutiger vor sieben Jahren zur Schliessung des Ladens am Schützengässchen entschloss, war die Enttäuschung der Kundschaft gross. Mitarbeitende übernahmen damals das Geschäftsinventar und führten ein geändertes Angebot unter der neuen Firma «Heicho» weiter, vorerst im „Exil“ in der alten Feuerwehrkaserne an der Gotthelfstrasse 31. Heute gehört «Heicho» je zur Hälfte Mike Kaden und Martin Kalt. Der Firmenname ist vom Mundartwort «nach Hause kommen» abgeleitet. Eine Rückkehr in die Altstadt haben die Gründer von Anfang an angestrebt. Sie sind glücklich, dass diese Idee nun in Erfüllung gegangen ist.

Das Sortiment, das die Grossen nicht haben

Lutiger musste aufgeben, weil die Grossverteiler Elektroartikel zu tieferen Preisen verkauften, als sie der kleine Laden einkaufen konnte. «Heicho» will die Grossverteiler nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen. Er hat das im Angebot, was die Grossen nicht anbieten. Es kommt nicht selten vor, dass die Grossverteiler, wenn sie ein Produkt nicht haben, empfehlen, es doch bei «Heicho» zu versuchen. So erhält man bei «Heicho» noch mit Textilien isolierte Kabel, wie man sie in Altstadthäusern oft antrifft.

«Heicho» hinterfragt LED-Zwang

Im Einklang mit den Vorschriften der EU dürfen in der Schweiz seit 2018 keine Glühbirnen und Halogenlampen mehr verkauft, hergestellt oder eingeführt werden. In der EU dürfen immerhin noch die vorhandenen grossen Lager an Glühbirnen verkauft werden, in der Schweiz nicht einmal das. Erlaubt sind faktisch nur noch LED-Leuchtkörper.

Man findet immer eine Lösung: Martin Kalt zeigt das reiche Angebot in den Schubladenstöcken, die schon bei Lutiger standen. (Foto: Urs Ursprung)

«Heicho» macht ein grosses Fragezeichen zu diesem Eintopf. Der Kunde sollte entscheiden dürfen. Es ist zwar unbestritten, dass LED-Leuchtkörper mit weniger Strom deutlich mehr Licht geben als die Glühbirnen. Aber LED hätte auch Nachteile, betont Mike Kaden. Insbesondere günstige Leuchtkörper würden flackern. Von blossem Auge erkennt man das Flackern nicht, wohl aber, wenn man die Kamera des Mobilphones nahe an die LED-Quelle hält. Schnell flackerndes Licht sei nicht gut für die Gesundheit. Nach einem Merkblatt des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bestehen zwar grundsätzlich keine Bedenken gegen LED-Leuchten. Immerhin aber warnt das BAG davor, Kinder zu nahe an bestimmte LED-Lampen zu platzieren. Mike Kaden sieht noch weitere Nachteile von LED-Leuchtkörpern: Sie enthielten seltene Erden, die zum Teil unter miserablen sozialen Umständen abgebaut würden. Der tatsächliche Spareffekt sei gering, weil der geringere Stromverbrauch dazu verleite, das Licht ständig brennen zu lassen. Und weil die Glühbirnen nicht mehr erhältlich seien, müsse ein Teil der alten Lampen weggeworfen werden.

Gesundes Licht

Gesund ist nach Auffassung von «Heicho» das Licht der Sonne, und dieses stamme aus einer heissen Quelle. Auch Glühbirnen und Halogenlampen basieren auf Wärme und seien deshalb unter Gesundheitsaspekten dem kalten LED-Licht überlegen. «Heicho» kann dem rechtlichen LED-Zwang aber nicht ausweichen. Immerhin bietet «Heicho» LED-Leuchten an, deren Flackern viel geringer sei als bei den Massenprodukten. Gesund sei auch das Licht der Kerzen. «Heicho» bietet deshalb auch qualitativ gute Kerzen aus Schweizer Produktion an. Ein Elektroladen, der Kerzen verkauft, wäre vor wenigen Jahren undenkbar gewesen!

Reparieren statt wegwerfen

Dank der Elektrowerkstatt im Laden ist «Heicho» in der Lage, defekte Lampen zu reparieren. Man finde immer eine Lösung, meint Martin Kalt. Reparieren sei meist besser, weil es viel weniger graue Energie und eine geringere Belastung der Umwelt verursache. «Heicho» berät auch, wie man Lampen mit Glühbirnen oder mit Halogenleuchten auf LED umrüsten kann.

Als Team Gemeinsamkeiten nutzen

«Bilboquet» und «Heicho» sind zwei eigenständige Firmen, wollen jedoch als Team auftreten. Die gemeinsame Nutzung des Ladens hat betriebswirtschaftliche Vorteile. «Heicho» ist zurzeit dabei, sich intensiv in die Welt der Holzspielsachen einzuarbeiten, so dass eine Person über beide Geschäfte gut beraten könne. Auch bei den Produkten gäbe es viele Gemeinsamkeiten, betonen Martine Adank-Lehmann von «Bilboquet» sowie Mike Kaden und Martin Kalt von «Heicho». Beide Geschäfte setzen auf herkömmliche Produkte und auf Nachhaltigkeit. Die absolute Sicherheit für Kinder – Stichwort das Flackern von LED – sind für beide ein zentrales Anliegen.

Nachhaltig und traditionell, Produkte von «Bilboquet» und «Heicho» im Schaufester vereint. (Foto: Urs Ursprung)

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der BrunneZytig.