Gemeinsam für bessere Bildungschancen

von Stephanie Schär 10. November 2015

Wenn alle am gleichen Strick ziehen, können Kinder ihr Potential besser entfalten. Mit «Futurina» fördert die Stadt in der Untermatt, im Stöckacker und im Schwabgut die Vernetzung, um die Chancengerechtigkeit zu verbessern.

Für viele neuzuziehende Migrantinnen und Migranten sind die Quartiere Untermatt, Stöckacker und Schwabgut die ersten Stationen in Bern. Nebst dem multikulturellen Umfeld springen hier vor allem der viele Verkehr und die wenigen Grünflächen und Spielplätze ins Auge des Besuchers. Ein Grossteil der Kinder, welche die Schule Stöckacker/Schwabgut besuchen, lebt in Familien mit bescheidenen finanziellen Möglichkeiten, 93,7 Prozent von ihnen sind nicht deutscher Muttersprache.

Das Quartier und die Schule sind herausgefordert: Das soziale Gefälle, sprachliche und kulturelle Unterschiede sowie die Vielfalt der Familienformen nehmen zu. Weder die Schule, noch die Quartierarbeit, Kirche oder Jugendarbeit können diese vielfältigen Integrationsaufgaben im Alleingang bewältigen. Was also ist zu tun?

Nichts Neues, aber systematischer

Damit der Schuleintritt gut von statten geht, Familien sich nicht in die Isolation zurückziehen und Kinder und Jugendliche den Zugang zum Sportverein, der Jobbörse, der Aufgabenhilfe oder dem Kindertreff finden, ist eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Quartier essentiell. Um diese Kooperationen zu stärken, wurde die VBG (Vereinigung Berner Gemeinwesenarbeit) von der Stadt Bern beauftragt, in einer vierjährigen Aufbauphase «Futurina» einzuführen und die erarbeiteten Massnahmen anschliessend in einen Regelbetrieb zu überführen. Futurina ist eines von 22 Projekten des nationalen Programms «Bildungslandschaften Schweiz» der Jacobs Foundation (siehe unten).

In Bern-West gibt es bereits eine breite Palette an Angeboten für Kinder und Jugendliche und gut funktionierende Kooperationen. Futurina möchte deshalb keine neuen Angebote etablieren, sondern in erster Linie die Vernetzungsarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren intensivieren und systematisieren. So wurde eine Netzwerkgruppe ins Leben gerufen, die primär Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren und deren Eltern im Fokus hat und dringliche Themen gemeinsam anpackt.

Betroffene zu Beteiligten machen

Um die Themen nicht über den Kopf der betroffenen Familien hinweg festzulegen, sondern deren Perspektiven von Anfang an ins Projekt einfliessen zu lassen, sind Interviews mit verschiedenen Eltern- und Sprachgruppen Teil der aktuellen Ist-Analyse.

Die Themen, die Familien im Alltag mit ihren Kindern beschäftigen, sind sehr vielfältig. Diese reichen vom Wunsch nach kostengünstiger Ferienbetreuung über die Überforderung der Eltern bei der Hausaufgabenbetreuung bis hin zu fehlender Information zum schweizerischen Berufsbildungssystem. Diese und weitere Anliegen werden an einer gemeinsamen Kick-off-Veranstaltung im Februar 2016 mit der Quartierbevölkerung und Organisationen aus dem Quartier diskutiert und im Anschluss in Arbeitsgruppen bearbeitet.

Welche Massnahmen schliesslich in den kommenden drei Jahren umgesetzt werden, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest und hängt von der Initiative der am Projekt Beteiligten ab. Sicher ist aber, dass die Kinder und Jugendliche von diesen Massnahmen in Zukunft profitieren werden, sofern diese auf Langfristigkeit angelegt sind und auch nach Abschluss der Aufbauphase Bestand haben.