Geflüchtete Frauen beim Regierungsrat

von RaBe Info 8. Februar 2022

Über ein Dutzend Migrantinnen fanden sich in den letzten Wochen zusammen, um ihre Bedürfnisse und Anliegen auszuformulieren. Mit der Unterstützung von Brava, einer Organisation die sich gegen Gewalt an Frauen einsetzt, verfassten sie ein ganzes Dossier, in welchem sie den Alltag im Asylzentrum beschreiben und Massnahmen zur Verbesserung der Situation vorschlagen.

«In meinen Augen ist es Gewalt, wenn Menschen jahrelang zum Leben in Asylzentren gezwungen werden», sagt Tahmina Taghiyeva. Die Journalistin musste wegen ihrer Arbeit ihre Heimat Aserbaidschan verlassen und ist nun seit sieben Jahren in der Schweiz. Sie kritisiert, dass in den Schweizer Medien immer nur über geflüchtete Menschen diskutiert wird, kaum aber mit ihnen. Mit dem Projekt «Stimmen geflüchteter Frauen» möchte sie zusammen mit anderen Frauen ein Bewusstsein schaffen für die Schwierigkeiten, mit welchen Migrant*innen in der Schweiz zu kämpfen haben. So würden ihre Erfahrungen und Fähigkeiten oft unterschätzt werden, obwohl gerade Migrant*innen sehr viel zum Wohlstand in diesem Land beigetragen haben.

In den Asylzentren, dem Hauptfokus des Dossiers, liege vieles im Argen. So seien die Asylunterkünfte vielerorts komplett ungeeignet, um Menschen für längere Zeit unterzubringen. Gerade Rückkehrzentren seien weit abgelegen und bei den sanitären Anlagen gäbe es keine strikte Trennung der Geschlechter. Vor allem Frauen, die traumatisiert seien, würden sich deswegen um ihre Sicherheit fürchten.

Zudem sei die medizinische Versorgung in vielen Fällen ungenügend. Beispielsweise bei Karies gäbe es aus Kostengründen keine Behandlung, betroffene Zähne würden einfach gezogen werden.

Mit ihrem Dossier hat sich die Gruppe an die bernische Sicherheitsdirektion gewandt. «Es war eine gute Erfahrung zu sehen, dass die Institutionen in der Schweiz offen sind für eine Diskussion», so Taghiyeva. Trotzdem sei die Bilanz des Treffens durchzogen: Eine Vertreterin des kantonalen Migrationsdienstes habe zwar gesagt, dass man in Kontakt bleiben wolle mit den Frauen. Konkrete Zusagen, dass die Zustände in den Zentren verbessert werden, habe es jedoch nicht gegeben.

Der anwesende Sicherheitsdirektor Philippe Müller habe erklärt, dass er das Asylzentrum in Aarwangen bereits besucht habe, er habe jedoch auch eingeräumt, dass er nicht mit den Bewohner*innen gesprochen habe. Das Zentrum nur anschauen reiche aber nicht, bemängelt Taghiyeva. «Sie möchten scheinbar gar nicht wissen, wie die Leute dort leben. Das ist nicht akzeptabel für uns.»