Ferienfilme: «A place I’ve never been»

von Raff Fluri 22. Juli 2021

Sommerzeit ist Ferienzeit. Da es dieses Jahr etwas kompliziert ist mit dem Reisen oder dem ruhigen Plätzchen im Inland – wo zudem das Wetter verrückt spielt – wollen wir doch wenigstens die Ferien ins Haus holen.

Unsere zweite Feriendestination ist Athen. Und zwar besuchen wir die griechische Altstadt auf eine Weise, wie es sich zu Zeiten der Pandemie eigentlich anbietet: Virtuell.

Der Berner Adrian Flury, Künstler auf dem Gebiet des bewegten Bildes, sammelte im Internet unzählige Bilder, die an der selben Stelle aufgenommen wurden. Diese fügte er dann Bild für Bild auf eine Weise zusammen, dass man den Eindruck erhält, sie würden lebendig.

Hierbei wurden unterschiedliche Konzepte der Bearbeitung in die Praxis umgesetzt. Zum Beispiel das Anordnen der Bilder zu einer fast vollständig gleichmässigen Kamerafahrt, die nur möglich war, weil so viele Bilder vom gleichen Ort aufgenommen und ins Internet gestellt wurden. Da fast jeder Besucher beim ersten Anblick diesen ikonischen Ort fotografierte, kam genügend Material zusammen, um die Geographie des Raumes auf alle möglichen Arten darzustellen und zu manipulieren. Nur eine kleine Veränderung des Kamerawinkels auf fast identischen Bildern verändert die Perspektive des Betrachters und verschiebt dadurch seine Position.

Adrian Flury hat lange recherchiert, bis er auf einen Ort stiess wo er sicher sein konnte, dass genügend Material für einen ganzen Kurzfilm gesammelt werden kann. Als Suchkriterien kamen Bilder mit warmem Licht und zerfallendem Gestein in Frage. Beispielsweise antike Bauten in Rom, die Pyramiden in Gizeh oder Teotihuacan. Ausschlaggebend war schlussendlich folgendes: In Gizeh bewegen sich die Touristen auf einem relativ offenen Gelände um die Pyramiden herum. Auf der Akropolis in Athen hingegen sind die gangbaren Wege viel begrenzter und stärker vorgegeben. Da schienen die Chancen am grössten, dass die Bilder örtlich miteinander verbunden werden können. Die wahre Menge an vorhandenen Bildern war zu diesem Zeitpunkt aber noch Spekulation. «Die habe ich erst bei der konkreten Bildsuche zu Athen erfahren» erinnert sich Flury.

Trotz der monatelangen Arbeit mit den Bildern fühlte er sich nie physisch an diesen Ort gezogen: «Meine Faszination galt ja gerade diesem Universum an Bildern, welches einfach so da und für jedermann zugänglich ist.» Er war aber tatsächlich ein Jahr nach der Fertigstellung des Films auf der Durchreise in Athen. «Ich bin dabei noch schneller durch die Sehenswürdigkeiten gelaufen als der durchschnittliche Tourist» meint er lachend. «Ich war ja auch gut vorbereitet und kannte von der virtuellen Exkursion schon fast jeden Stein».

In die wirklichen Ferien geht er nun aber lieber ins Bündnerland. In der freien Zeit ziehe es ihn schon seit längerem nicht mehr in die Städte. Nachdem er in den letzten Wochen intensiv mit dem Animationsfilm «Arrest in Flight» beschäftigt war, geht die Arbeit nach den Ferien an einem Experimentalfilm mit Videomaterial aus dem Internet weiter. Wir sind gespannt, wohin in der virtuellen Welt er uns diesmal entführen wird!