«Es herrscht eine Kultur des Schweigens»

von RaBe Info 23. Oktober 2024

Rabe «Stell dir vor, es ist Genozid und keiner berichtet darüber» – mit diesem Slogan fordert Baba News eine ausgewogenere Nahost-Berichterstattung. Die Kampagne stosst auf positives Feedback, erntet jedoch auch scharfe Kritik.

Stell dir vor es ist Genozid und keiner berichtet darüber: Der Satz war in den letzten Wochen auf den Anzeigetafeln der Buse und Trams von Bernmobil zu lesen. Mit diesem Slogan setzt sich die Newsplattform Baba News für eine ausgewogenere Berichterstattung zum Nahen Osten ein.

In Puncto Nahostkrieg sei die Pressefreiheit in der Schweiz nämlich gefährdet, befürchtet Albina Muhtari, Chefredaktorin von Baba News. Die Berichterstattung sei einseitig: palästinensische Stimmen erhielten wenig Raum. Insgesamt herrsche in der Schweizer Medienlandaschaft eine Kultur des Schweigens, wenn es darum gehe, Israel für seine Menschenrechtsverletzungen in Gaza zu kritisieren, so Muhtari. Die Berichterstattung sei stark geprägt von pro-israelischen Erklärungsmustern – das zeigt auch eine Recherche von Baba News, die letzte veröffentlicht wurde. Acht Schweizer Journalist*innen berichten darin von Einseitigkeit bei Schweizer Medienhäusern: darunter die NZZ, SRF, und CH Media.

Auch am Berner Hauptbahnhof ist Baba News präsent (Foto: Baba News).

Während knapp zwei Wochen hingen Plakate mit dieser Aufschrift in Berner Bussen und Trams. Beim Kundendienst von Bernmobil seien nur wenige Rückmeldungen zur Kampagne eingegangen, das berichtet die Zeitung der Bund. Finanziert wurde diese Kampagne durch ein Crowdfunding. Sie habe viel gutes Feedback erhalten, so Albina Muhtari.

Alles andere als begeistert von der Kampagne zeigt sich Jonathan Kreutner vom schweizerisch-israelitischen Gemeindebund. Die Berichterstattung der Schweizer Medien erachte als ausgeglichen und objektiv, so Kreutner. Dass Baba News in ihrer Kampagne den Begriff Genozid brauchen, stört ihn ganz besonders. Dies diene in diesen Kontext lediglich dazu, Israel seine Existenzberechtigung abzusprechen. Dem widerspricht Albina Muhtari. Es gehe nicht darum, Israel zu delegitimieren, sondern, das Leid in Gaza beim Namen zu nennen.

Die Plakate in den Berner Trams war dabei nur ein erster Schritt: Die Werbung wird nun auch in Zürich und St Gallen geschaltet.