Ein stattlicher Band, ganz in schwarz. Man kann die Schrift auf dem Titelblatt nur lesen, wenn das Licht richtig darauf fällt. Das ist preziös, geheimnisvoll, bescheiden-unbescheiden.
Das 144-seitige Buch ist das Abschiedsgeschenk für Bernhard Giger, der Ende Jahres altershalber die Leitung des Kornhausforums abgibt. Es versammelt 24 Texte zu Fotografinnen und Fotografen, deren Werke Giger in zehn Jahren ausgestellt hat, von Jean Moeglé bis Nadja Frey, von Augusta Flückiger bis Pio Corradi oder von Albert Winkler bis Alexander Jacquemet.
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Eine Fotografie und ein paar Seiten Rede zu jeder Ausstellung. Das Verhältnis mag erstaunen – Fotos sind da, um betrachtet zu werden. Hier ist es anders. Die Bilder erschliessen sich durch das Reden über sie, ihre Entstehung, ihre Bedeutung, ihren Platz in der Entwicklung dieser Kunstgattung, die dokumentarisch, werbend und «rein» oder zweckfrei sein kann. Die gewählte Fotografie ist ein Zeugnis, der Text ordnet sie ein.
Die Texte waren einst Reden. Hochdeutsch gehalten, abgelesen von Bernhard Giger an den Vernissagen seiner Ausstellungen im Kornhausforum. Die Vorträge waren das Gegenteil von Plaudereien, von launigen Einstimmungen in den geselligen Ablass, der Ausstellungseröffnungen auch sind. Es waren kleine Vorlesungen, ernsthafte Einlassungen, bemüht um Sachlichkeit, um Wissensvermittlung, um Empathie.
Gigers Referate waren bei allem Ernst nie trocken. Das Lächeln, rar auf dem Gesicht des Redners, schien durch die erhellenden Sätze. Eine gewisse sprachliche Eleganz lockerte das Gewicht des Wissens. Und nie versteckt wurde die persönliche Beziehung des Ausstellungsmachers zu seinen Objekten, seinem «Stoff».
Es war eine Herzensangelegenheit. Der gelernte Fotograf zeigte fotografische Werke im Wissen um die Art, in der sie geschaffen worden waren – als Idee, als Ausdruck, als Handwerk. Gelegentlich übermannte den Redner die Emotion. Der Schlusssatz der Einführung zur Ausstellung Werner Schwarz (1918-1994): «Eine Authentizität, die viel mit der Zeit zu tun hat, von der sie erzählt, eine, ich wage es fast nicht zu sagen, eine Unschuld, die tief berührt.»
Seiner Sprödigkeit zum Trotz: Bernhard Giger liess sich berühren. Und er verstand es, seine Berührtheit weiter zu geben und uns Zuhörende, Zuschauende mitzuberühren.
So hinterlässt Bernhard Giger beim Übergang in den neuen Lebensabschnitt als freie Produktion – das Kornhausforum ist daran nicht beteiligt – ein bernisches Kompendium über Fotografie und knüpft damit an seinen beruflichen Anfang an. Vielleicht ein Zeichen für Folgendes.