Seit 7 Jahren leitet der Deutsche Florian Scholz in Osterreich das Theater des Landes Kärnten und der Stadt Klagenfurt mit Musiktheater, Schauspiel, Tanz sowie Kinder- und Jugendtheater. Zudem ist Scholz Intendant des Kärntner Sinfonieorchesters – er hat also Erfahrung mit den vier Sparten, für die er auch in Bern verantwortlich sein wird.
Klingende Namen
Erfahrungen gesammelt hat er nach der Ausbildung in Berlin und Zürich an der Bayerischen Staatsoper, an der Opéra national de Paris bei Gérard Mortier, am Nationaltheater Weimar und an der Schaubühne an Lehniner Platz in Berlin bei Thomas Ostermeier: viele klingende Namen.
Florian Scholz wird in der Ingeborg Bachmann-Stadt am Wörthersee mit rund 100‘000 Einwohnern einen schönen Theaterbau aus dem Jahr 1910 verlassen mit 270 festen Angestellten und 90 Gästen, 750 Plätzen, 15 Produktionen (ohne Konzerte) und verschiedenen Jugendtheaterclubs. Hinzu kommt die Reihe «Statt Theater» mit Musical, Comedy, Kabarett.
Weshalb nach Bern?
Weshalb will er nach Bern kommen? Zunächst: Es ist ein Aufstieg. Dann überzeugt ihn das Führungsmodell von KTB: Er will die Spartenleitenden ihre Bereiche unabhängig und eigenständig führen lassen. Selber will er, der nicht inszeniert (wie auch Stephan Märki in seiner ersten Amtszeit), spartenübergreifende Arbeiten fördern. KTB solle in der Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen: «Es ist Aufgabe einer jeden Kunststätte, sich für Empathie, Toleranz und Gerechtigkeit einzusetzen und den Geist der Freiheit aufrechtzuerhalten. Dies in der Stadt Bern zu tun, einem Ort, in welchem direkte Demokratie gelebt wird, wird für mich eine Herausforderung und Kern meiner Arbeit werden.» Entsprechend stehe das Lokale im Fokus; es soll aber auch zu europäischen und interkontinentale Koproduktionen kommen.
Warum will ihn der Stiftungsrat von KTB? Weil er, so Präsidentin Nadine Borter, zurückgreifen kann «auf einen Erfahrungsschatz, der perfekt auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist.» Scholz könne KTB «weiter voranbringen.»
Neuer Schauspieldirektor
Weiterbringen soll das Schauspiel ab 2021/2022 der Schweizer Regisseur Roger Vontobel. Er wirkt nach Stationen in Hamburg, München, Berlin Köln, Kopenhagen Pars und Bochum derzeit als Hausregisseur am Schauspielhaus Düsseldorf. Der mehrmals ausgezeichnete Vontobel (unter anderem als «Nachwuchsregisseur des Jahres» 2006) will Bern mit Themen wie Zugehörigkeit, Identität, Ängsten und Sehnsüchten berühren. «Hierzu braucht es eine Heimat – und diese möchte ich in Bern finden und den Bernerinnen und Bernern in ihrem Theater anbieten.»
Cihan Inan wird folglich in zwei Jahren KTB verlassen.
Die Findung
Aus mehreren Dutzend Bewerbungen schwang in der Findungskommission nach Abklärungen und Gesprächen Florian Scholz eindeutig obenaus. Am 17. Juni wurde er vom Stiftungsrat gewählt. Auch die Theaterfachpersonen Anna Badora (Volkstheater Wien) und Georges Delnon (Hamburger Staatsoper) stützen die Wahl.