Einen ganzen Stapel an Heften bringt Christof Berger mit und platziert sie auf dem Holztischchen neben dem Kaffee. Bei allen Ausgaben seit der Lancierung hat er selbst mitgeschrieben, immerhin ist er nun seit fast zehn Jahren beim «QuartierMagazin für den Stadtteil 3» als Redaktor verantwortlich für den Inhalt der Quartierzeitung. Diese wird an fast 20’000 Haushalte in dem Stadtteil 3 verteilt, der eigentlich Mattenhof-Weissenbühl heisst, aber auch die Quartiere Holligen, Weissenstein, Monbijou und Sandrain-Marzili beinhaltet. «Ich bin an der Cäcilienstrasse aufgewachsen und habe bis vor sieben Jahren am Loryplatz im Quartier gelebt. Der Bezug zum Stadtteil ist für mich immer noch sehr gross.»
Bewegte Geschichte
Christof Berger war schon dabei, als das QuartierMagazin gegründet wurde, arbeitete zuvor bei den letzten Ausgaben des «Triagonal», dem Heft der Villa Stucki. «In dem Stadtteil 3 gab es zu dieser Zeit noch ein gelbes Heft, den «Südwester», erzählt Berger, «als aber die Junge SVP inhaltlich immer mehr den Ton angab, verlor es einen grossen Teil der Leserschaft.» Es entstand folglich die Idee, die zwei Hefte zusammenzulegen, was unter der Trägerschaft der Villa Stucki auch geschah. Noch heute wird das QuartierMagazin für den Stadtteil 3 von der Villa Stucki herausgegeben. Der Inhalt setzt sich aber aus unterschiedlichsten Quellen zusammen, erklärt Christof Berger: «Die Beiträge für das Heft stammen von verschiedenen Quartierorganisationen, danach bleiben meist noch vier bis sechs Seiten für freien redaktionellen Inhalt.» Der grosse und vielfältige Stadtteil widerspiegelt sich in der Fülle an Organisationen, die in dem Magazin ihren festen Platz haben: Als Herausgeberin belegt die Villa Stucki stets die Doppelseite in der Heftmitte, aber auch die Quartierorganisation QM3, das Haus der Religionen und der Holligen-Fischermätteli-Leist sind nebst anderen vertreten. «Diese Organisationen bezahlen etwa die Hälfte des Preises, den wir für Inserate erheben», so Berger, «mit diesen Beträgen und den Inseraten, die etwa einen Viertel des Inhalts ausmachen, sind wir ungefähr selbsttragend.»
Von der Gewerkschaft zum Journalismus
Ursprünglich habe er Grafiker gelernt, erzählt Berger, und sei zehn Jahre lang selbstständig erwerbstätig gewesen. Es war eine bewegte Zeit für seine Branche, fand damals doch die «Computerisierung» seines Metiers statt, wie er es nennt. «In der Folge arbeitete ich zehn Jahre lang bei der Schanzenpost und habe Bahnpostwagen rangiert.» In dieser Zeit wurde der spätere SP-Stadtrat Gewerkschaftsmitglied der PTT-Union (heute Syndicom) und machte bei der Gewerkschaftszeitung erste Erfahrungen in journalistischer Schreibarbeit. «Als das Schreiben dann einen immer grösser werdenden Platz in meinem Leben einnahm, beschloss ich, mich entsprechend weiterzubilden.» Berger belegte in der Folge Kurse am MAZ, damals in der Nähe von Luzern, und später bildete er sich an einen Nachdiplomkurs am Schweizerischen PR-Institut zum PR-Redaktor weiter. Mittlerweile arbeitet er von seinem heutigen Zuhause in Hinterkappelen aus als selbstständiger PR-Redaktor und Grafiker.
Quartierpolitik ist nicht gleich Parteipolitik
Bei seiner Arbeit für das QuartierMagazin steht politischer Journalismus eher selten im Vordergrund. «Wir versuchen eine Zeitung für alle zu machen», erklärt Berger. Quartierpolitik sei aber meist keine Parteipolitik, daher sei es einfacher, die Neutralität zu wahren, sagt Berger. Er bearbeite durchaus auch bürgerliche Themen. In der neusten Ausgabe bricht Berger aber zum ersten Mal mit dieser Zurückhaltung. Im grosszügigen Editorial warnt er vor den Folgen der «No-Billag»-Initiative und dem Entstehen eines Informationsvakkuums. In einem solchen «würde wohl auch ein zartes Pflänzchen wie das QuartierMagazin verkümmern», schreibt Berger. Das Thema sei für ihn wichtig: «Diese Initiative betrifft den Journalismus im Kern. Wird er nur noch nach wirtschaftlichen Regeln möglich, sind Themen wie Kultur nicht mehr finanzierbar und politische Inhalte werden nur noch von denen bestimmt, die am meisten Geld aufwerfen können.»
Nebst seiner Arbeit für das QuartierMagazin hat Christof Berger viele Aufträge von Vereinen und war an Kampagnen seiner Partei, der SP, beteiligt. Als persönlicher Mitarbeiter von Nationalrätin Margret Kiener Nellen hat er für sie Texte und Zeitungsartikel entworfen, die aber natürlich nicht unter seinem Namen erschienen sind. «Im Vergleich dazu erhalte ich für meine redaktionelle Arbeit beim QuartierMagazin sicher mehr Anerkennung», sagt Berger, «ausserdem geniesse ich die grosse inhaltliche Freiheit, die ich dabei habe.»