Eine Wundertüte für Erwachsene

von Yannic Schmezer 17. August 2020

«Chouf ume Egge» heisst ein Projekt der Länggasser Kaffee- und Dessertbar Apfelgold, das dem Berner Gewerbe durch die Krise helfen will. Doch auch nach Corona will Initiator Donat Berger die Initiative weiterführen.

Einmal pro Woche packt Donat Berger fünf bis zehn bedruckte Stofftaschen ab. Er füllt sie mit Pasta, Kaffee, Tee, Käse, Bier, Kleider- oder Büchergutscheinen und anderem – alles aus Berner Geschäften. Dann werden die Säckli verschickt oder zur Abholung im Apfelgold in der Länggasse bereitgelegt. «Gewinn machen wir damit keinen», sagt Donat Berger, der das Projekt Anfang Juni lancierte. Alle Produkte, die Berger ins Säckli packt, werden zum Anschaffungspreis verrechnet. Dazu kommt ein bescheidener Beitrag für die Stofftasche und den Druck.

Der Wunsch lokales Gewerbe zu unterstützen sei schon vor Corona da gewesen, erklärt Berger. Während der Krise habe sich dieser dann konkretisiert. «Uns ist bewusst, dass die paar tausend Franken, die wir bis jetzt für Berner Produkte ausgegeben haben, nur ein Tropfen auf den heissen Stein sind.» Trotzdem könne man dadurch Wertschätzung zeigen. Berger ist überzeugt, dass es einen grossen Unterschied macht, ob man seine Bücher im Grosshandel oder in der Quartierbücherei kauft: «Wir möchten eine lebendige Stadt und nicht eine, die von Ladenketten und Onlinehandel dominiert wird.» «Chouf ume Egge» sei zwar während des Lockdowns entstanden, der Gedanke dahinter sei aber darüber hinaus gültig, weshalb Berger das Projekt weiterführen will.

Doch was landet eigentlich im Säckli? Auf einem Leporello können die Kund*innen zwar ihre Präferenzen angeben, was sie aber ganz konkret vorfinden, bleibt eine Überraschung. Eine Wundertüte für Erwachsene, wie Berger die Säckli liebevoll bezeichnet. Die Auswahl der Produkte könne manchmal ganz schön anspruchsvoll sein, sagt Berger. Geben die Kunden*innen an, dass sie sich Kleider oder Bücher wünschen, greift er deshalb auf Gutscheine für Berner Geschäfte zurück – jedenfalls wenn die Kundschaft aus Bern stammt. «Wir hatten auch schon Bestellungen aus Zürich oder St. Gallen», erzählt er. Einige hätte auch nur eine leere Stofftasche bestellt, um sie dann selber mit lokalen Produkten zu füllen.

So oder so, Berger ist zufrieden. Man habe mit «Chouf ume Egge» schon mehr erreicht, als man sich erhofft habe. «Jede Person, die wir fürs lokale Einkaufen sensibilisieren können, ist ein Gewinn.»