«Eine, wo d Musik intus hett»

von Pedro Lenz 30. August 2024

Kulturförderung Der diesjährige Preis der Bürgi-Willert-Stiftung ging an den Musiker Christian Brantschen. Wir dürfen hier die Laudatio von Pedro Lenz veröffentlichen.

Am Montagabend fand im Lokal La Cappella die Preisverleihung der Bürgi-Willert-Stiftung statt. Der Preis von 60’000 Franken ging zu gleichen Teilen an den Musiker und Komponisten Christian Brantschen und an die Vereinigung der Berner Gemeinwesenarbeit (VBG).  Mit dem Bürgi-Willert-Preis werden jährlich Privatpersonen und Institutionen für ihre Verdienste im kulturellen oder sozialen Bereich in der Stadt Bern ausgezeichnet.

Es ist kein Zufall, dass Pedro Lenz die Laudatio für Christian Brantschen hielt, der als Akkordeonist und Keyboarder mit zahlreichen Bands aufgetreten ist und seit 1999 Mitglied von Patent Ochsner ist. Zusammen haben Pedro Lenz und Christian Brantschen nämlich auch schon ausgedehnt durch die Schweiz getourt. Im Gepäck: Das Programm «Der Goalie bin ig».

Im Folgenden dürfen wir die Rede von Pedro Lenz veröffentlichen, die er am Montag anlässlich der Preisverleihung für Christian Brantschen hielt:

«Liebe Priisträger, liebi Jurymitglieder, vor Bürgi-Willert-Stiftig, liebi Aawäsendi

Mir chöi nis e Wohnig vorstöue, e Wohnig im ne Mehrfamiliehuus i de späte Sächzzgerjohr z Schliern bi Köniz.

Mir chöi nis i dere Wohnig e Familie vorstöue, e Familien am Mittagstisch, der Vatter e Heiwehwallisser, wi überhoupt aui Wallisser, wo usserhaub vom Wallis läbe Heiwehwallisser si, d Mueter e Wäutschi us em Friburgische, und di beide Buebe, der Ralph und der Christian.

Mir chöi nis i dere Wohnig bi dere Familie Brantschen, a däm Mittagstisch e Transischterradio vorstöue, e Radio wo nid so wi die vo aune Nochbere uf Radio Beromünschter iigschtöut isch, sondern uf Radio Sottens, das isch ds Beromünschter vo de Wäutsche.

Und ab und zue, ender säuten aber immerhin ghört der chliin Chrigi us däm Transischterradio vo däm Radio Sottens d Sylvie Vartan, der Jacques Brel, «ne me quitte pas», oder der Johnny Halliday oder der Joe Dassin «tu parles comme on chante, tu marches commes on danse oh, oh ma bonne étoile», aber de muess der Chrigi der Mittagstisch abruume und der Joe Dassin, macht de Nachrichte Platz.

Und mir chöi nis vorstöue, wi der Chrigi vo denn aa i Gedanke tanzet und singt uf sim Schuewäg: «Tu parles comme on chante, tu marches comme on danse oh, oh ma bonne étoile».

Der Virus isch denn definitiv dinn, i däm Bueb vom Schliern bi Köniz, der Virus vor Musig und der Virus vo däm, wo d Musig i eim macht.

Der chlin Chrigi cha no nid wüsse, was das isch, wo ner gspürt, aber är gspürt öppis ganz fescht öppis wo mit Musig z tüe het und mit däm, wo d Musig i eim inne macht.

Wenig spöter het der Chrigi säuber e chliine, eigete Radio, wo ungerem Chüssi liislig Bestseller auf dem Plattenteller useloht und immer, wenn d Mueter meint, är sig scho lang am schloofe, singe zum Bischpüu d Rolling Stones «it’s the Hooooonky Tonk Women, gimme, gimme, gimme the Honky Tonk Blues».

Der Virus isch denn definitiv dinn, i däm Bueb vom Schliern bi Köniz, der Virus vor Musig und der Virus vo däm, wo d Musig i eim macht.

Und won er mit zähni, bire Tante z Vevey i de Ferien isch und am öutere Cousin sis einzige Kasettli lost, ghört er San Francisco vom Scott Mc Keanzie. «If you′re going to San Francisco…»

Und ou wenn er ou denn no nid versteit, was «be sure to wear Flowers in your Hair» bedüttet, blibt d Emotion, wo dä Song uslöst, iibrönnt ir Seeu vom künftige Musiker.

Und won er wenig spöter uf em Schueuwäg en auti Usgab vom Magazin «Pop» fingt, steit dört uf em Titubüud zwüsche zwonen Orgele e Typ mit länge Hoor und höche Läderstifu.

Es isch der Keith Emerson, vo Emerson, Lake and Palmer und der Chrigu weiss grad, dass er unbedingt Hammond-Orgele wott spile und är verzöut sine Fründe, är sig e grosse Fan vo «Emerson, Lake and Palmer» obwou er ihri Musig no gar nie het ghört.

Was er derfür immer wieder und gar nid ungärn ghört, isch am Vatter Georges sis Akkordeon, wenn dä auben am Fürobe mit Fründe i de Beize musiziert, dört lehrt der Chrigu, ohni dass er’s merkt, vüu über d Würkig vo Livemusig und was es heisst, es Publikum bi sech z bhaute.

Der Chrigu wird öuter, chunnt i Ungergymer und dört hocketer einisch mit de Schueukollege im Musigzimmer und wartet uf e Musiglehrer, wo der Chlöusu Boumbärger, eine vo sine Schueukollege, eifach a ds Klavier hocket und d Begleitig vo «Let it be» spüut.

E guete Teil vor Jugendzit verbringt der Chrigu im Musiggschäft Chüuchemaa, am lose vo dene Platte, wo nim so unger d Hut gö.

Das trifft der Chrigu denn wi ne Blitzschlag i ds Härz, genau das isch es, wieso isch er nid säuber druf cho?

Vo jetz aa isch fertig mit Lumpeliedli ar Heim-Orgele, vo jetz aa macht ers wi dä Chlöisu är lost di Songs wo nim iifahre, und spüut se nächär noche, eifach so guet wis geit, und es geit immer besser.

E guete Teil vor Jugendzit verbringt der Chrigu im Musiggschäft Chüuchemaa, am lose vo dene Platte, wo nim so unger d Hut gö.

Är lehrt am Chick Corea sis Aubum Crystal Silence kenne und lot sech vo Deep Purple lo iilulle.

Der Chrigu wird Sek-Lehrer, ungerrichtet ou Musig, spüut i Bands, isch bi de Stopp the Shoppers, är macht sech nodisno e Namen ir Szene.

Die wo regumässig z Bärn gö go Musig lose, kenne dä schlaksig Pianischt mit de länge Hoor, wo mängisch ou Akkorden spüut und i gsehnen immer öppe dür ds Nordquartier jufle, mir kenne nang vom Sälüsäge, begägne nis a Gartefescht oder ar Bus-Hautstöu.

Der Chrigu Brantschen wird immer gfrogter, hört uf Lehrer si, wott jetz nume no für d Musig und vor Musig läbe.

Är schribt Füummusig und vüu Theatermusig, begleitet Sängerinne, isch Gascht- und Tourmusiker, begleitet Outore, isch ab em Johr 2000 der Taschtemaa vo Patänt Ochsner und wenig spöter ou der Handorgelemaa vor Outoregruppe «Bern ist überall».

Öppis isch bi ihm immer gliich: Der Fokus uf d Kunscht, der Fokus uf d Show, und d Fröid ar Musig.

Der Chrigu Brantschen spüut mängisch für wenig Lüt im ne Chliikunscht-Chäuer und de aber immer wieder ou für 20’000 Fans am nen Open-Air und är macht beides mit der gliichen Attitüde, mit der Attitüde vo eim, wo d Musig gärn het, wo d Musig intus het, wo d Musig ii- und usschnufet und wo d Wärmi vom Publikum weiss z näh.

Mit em Chrigu Brantschen han i scho so mängisch dörfe d Garderobe teile. Vilecht rede mer vor em nen Uftritt, vilecht schwige mer, aber öppis isch bi ihm immer gliich: Der Fokus uf d Kunscht, der Fokus uf d Show, und d Fröid ar Musig.

Är blibt immer der Gliich, är blibt immer der Bueb, wo änds vo de Sächzzgerjohr im Transischterradio uf Radio Sottens der Jacques Brel, d Silvie Vartan, der Johnny Halliday, oder der Joe Dassinhet wöue lose,«Tu parles comme on chante, tu marches comme on danse, oh, oh ma bonne étoile», ou wenn er mängisch zmitts im Lied isch ungerbroche worde wöu er het müesse der Tisch abruume.

Chrigu, hütt und hie ruumsch ke Tisch ab, hütt und hie ruumsch e wunderschöne Priis ab, du hesch ne so fescht verdient! Härzleche Glückwunsch!»