Es ist kurz nach Feierabend und das Café Marta füllt sich immer mehr. In der Mitte des Raumes sitzen Elina Haldemann, Noël Gygax und Pascal Perrelet. Es ist gerade mal ein Jahr her, seit sie in eben jenem Café die Idee für das Buch «Jung in Bern» entwickelt haben. Und nun steht schon die Vernissage an: am 23. November in der PROZESS Bar. «Jung in Bern» versammelt 16 Portraits junger Berner Künstler*innen. Text und Bilder geben einen vertieften Einblick in deren Schaffen.
Die Vielfalt ist dabei sehr gross. «Von Tattoo-Kunst über Musik und Schauspiel bis hin zu Keramik und Illustration ist alles dabei», erklärt Pascal. Die Kunstschaffenden haben sie über einen Open Call auf den sozialen Medien und über ihren Freundeskreis gefunden. Dabei mussten sie die Auswahl aber auch eingrenzen. «Wir haben zum Beispiel politischen Aktivismus ausgeklammert, obwohl dieser auch sehr kreativ sein kann und auch sportliche Aktivitäten haben wir, von Tanz abgesehen, nicht miteinbezogen» erklärt Pascal.
Es soll auch eine Momentaufnahme sein. Sodass wir in einigen Jahren zurückschauen können und sehen: Das war Bern 2024.
Unter den Porträtierten befinden sich einerseits unbekanntere Kunstschaffende, die durch das Buch erstmals eine Plattform erhalten. Wie Lukas Schweizer, er ist 15 Jahre, hat gerade das Taff im Gymnasium angefangen und gestaltet Illustrationen und Comics. Oder Camil Mohr, der zeigt, dass auch Kulinarik Kunst sein kann. An der Vernissage bietet er eine geschmackliche Impression seiner Arbeit.
Anderseits erhalten die Lesenden auch Einblicke in das Leben und Arbeiten von Menschen, die sich in Bern bereits einen Namen gemacht haben. Wie zum Beispiel 1luu, der durch elektrische Musik die DJ-Welt der Bundesstadt bereits für sich gewonnen hat. Oder Lucia Kotikova, die junge Schauspielerin, die auf den Bühnen Berns mit der Umsetzung des Buches «Blutbuch» von Kim de L’Horizon begeistert. «Einerseits möchten wir mit dem Buch eine Plattform und Vernetzungsmöglichkeiten schaffen», erklärt Elina, «andererseits soll es auch eine Momentaufnahme sein. Sodass wir in einigen Jahren zurückschauen können und sehen: Das war Bern 2024.»
Besonders beeindruckend: Die drei jungen Menschen haben das Buch von Anfang bis Ende selbst in Eigenregie produziert. Das liege auch daran, dass es für die meisten Verlage nicht rentabel sei, eine kleine Auflage von 400 Exemplaren zu unterstützen, erklärt Pascal, das sei ihnen im Austausch mit verschiedenen Druckereien, Büchereien und Verlagen klar geworden. Von der Finanzierung über das Fotografieren, Schreiben und Layouten bis hin zu Druck und Organisation der Vernissage haben deshalb die drei alles übernommen.
Gleichzeitig haben Noël und Pascal während des Projektes die Lehre in Mediamatik abgeschlossen und Elina ihr Studium in Soziale Arbeit fortgesetzt. «Auch wenn es sehr Freude gemacht hat, war es nicht immer einfach, Studium, Arbeit und das Buchprojekt zu kombinieren», so Elina.
Zurzeit befinden sie sich in der letzten Phase – dazu gehören insbesondere auch die Medienmitteilungen und die Vorbereitungen für die Vernissage. Diese wird aber nicht klassisch daherkommen: «Auch mit der Vernissage möchten wir den Künstlerpersonen eine Plattform zu bieten», erklärt Noël, «deshalb sind auch viele der Porträtierten in das Programm eingebunden. Es wird aber auch eine Lesung geben. Das Buch soll schliesslich im Zentrum stehen.»
Mit diesem Buch machen die drei ein Debüt, ihr zukünftiger Weg allein oder im Team ist noch nicht klar. «Ich glaube, das Projekt bietet sehr viel Potenzial. Jetzt fokussieren wir uns zuerst auf die Buchpublikation und dann schauen wir, was die Zukunft für uns bereithält. Auf die eine oder andere Art, geht es aber sicher weiter», sagt Noël lächelnd. Auf die Frage, für wen dieser Abend gedacht ist, antworten sie zusammen: «Für alle, für ganz Bern, kommt alle!»
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