Eberhard W. Kornfeld wirkte als Galerist, Kunstsammler und Auktionator. (Foto: Galerie Kornfeld)
Mit fast hundert Jahren war er letzthin sehr präsent: Eberhard W. Kornfeld. Im Film «Albert Anker – Malstunden bei Raffael» 2022 wunderte er sich über Ankers bescheidenen Malstock aus Haselholz, da berühmte Maler zu Ankers Zeit Bambus bevorzugt hätten. Und in Bernhard Gigers brandneuem Rückwärts-Recherche-Film «Berner Blühen» über die Jahre 1950-1980 erzählt er voller Elan von der ersten Begegnung als Wachtmeister mit dem Mitrailleur Jean Tinguely; es wurde eine Freundschaft fürs Leben. Und natürlich berichtet der 1923 in Basel Geborene über seine beruflichen Anfänge 1945 bei August Klipstein im renommierten Berner Auktionshaus «Gutekunst und Klipstein». Nach Klipsteins Tod 1951 übernahm Kornfeld den Betrieb, der nach und nach zu einem europäisch bedeutenden Haus wurde.
Kornfeld war neugierig, offen, kritisch noch im höchsten Alter.
Eberhard W. Kornfeld, den viele Ebi nannten, wirkte als Galerist, Kunstsammler und Auktionator von der Villa Thurmau an der Laupenstrasse 41 aus. Er war ein Grandseigneur der Kunst, eloquent, urteilsstark, begeisterungsfähig, sehr kenntnisreich. Er schuf Neues, zum Beispiel mit dem Kirchner-Museum in Davos. Er war grosszügig mit Schenkungen, auch an das Kunstmuseum Bern. Seine sorgfältigen Publikationen, etwa über Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Rembrandt setzten Massstäbe. Beidseitig bereichernd die Freundschaften mit Alberto Giacometti, Picasso, Sam Francis und vielen weiteren Künstlern. Kornfeld war Ehrenbürger von Davos und Bern. Und er war neugierig, offen, kritisch noch im höchsten Alter. Zum Glück fangen die beiden erwähnten Filme seine Persönlichkeit im Gespräch in Basler Dialekt mit Ernst und hintergründiger Ironie ein. Ein Weltbürger der Kunst.
Vor zehn Jahren holte Kornfeld den Berner Galeristen Bernhard Bischoff als Partner und designierten Nachfolger an die Laupenstrasse. Bischoff, kulturell breit interessiert, führte weiter seine Galerie im PROGR. Eberhard W. Kornfeld hat sein Haus bestellt. Er hinterlässt dennoch eine grosse Lücke.
Am 13. April ist Eberhard W. Kornfeld gestorben.
