Gassen, Brücken, sowie die glitzernde Aare schmücken das Stadtbild Berns. Dazwischen etliche Radfahrer*innen, die mit Renner, E-Bike oder Fixie tagtäglich durch die Strassen der Stadt düsen. Ob zur Arbeit oder zum Feierabendbier, in Bern gehört das Velo einfach zum Alltag mit dazu.
Wer genau hinschaut, erspäht hin und wieder Radfahrer*innen in farbigem Tenue. In Orange, Rot oder Violett flitzen sie meist schnell über Brücken und überholen einem beim Hochtrampeln des Bierhübeli-Hügels. So übersehen sie ab und zu auch mal eine rote Ampel. Doch sie sind geübte Fahrer*innen und kennen den Verkehr in der Stadt Bern in und auswendig. Es handelt sich dabei um die Kurierenden der verschiedenen Velokuriere Berns.
Das Business
Velokurier*innen wickeln Lieferungen emissionsfrei in Städten ab. Nicht nur die Stadt Bern setzt auf das Velokurier-Geschäft, sondern auch Städte wie Genf, Zürich, St. Gallen und Lausanne. Sogar in der hügeligen Stadt Freiburg wurde vor Kurzem ein Fahrradkurier gegründet. Lieferungen per Bike halten den CO2-Austsoss tief. Solche Kuriere sind also ökologischer und in der Innenstadt meist auch schneller und flexibler als Autolieferungen.
Bisher hat sich die Velokurier-Szene Berns zusammengesetzt aus dem «Velokurier Bern» – kurz «VKB» – der seit 35 Jahren aktiv und mit seinen roten Trikots kaum aus dem Stadtbild Berns wegzudenken ist, und den Nooch-Kurierenden im orangen Tenue sowie «Just eat» und «FoodNow». Diesen Monat wird eine weitere Farbe das Stadtbild der Velohauptstadt schmücken: Mit den blau-weissen Trikots des «Intracity Courier Bern», kurz «ICC», starten acht junge Menschen ab Februar ihr Kuriergeschäft.
Blau-weiss durch die Strassen Berns
Die Idee der Gründung eines neuen Kuriers entstand bei den Gründungsmitgliedern des ICC bereits letzten Winter. Das Kollektiv will sich auf Lastenvelos spezialisieren und so die bestehenden Velokurier-Geschäfte Berns ergänzen und Platz für mehr Kapazität schaffen. Diese Lastenvelo-Modelle bieten neue Chancen für den Kurierdienst: Mehr Last, also mehr Pakete oder schwerere Gegenstände können so transportiert werden.
Ich habe mit einem Kollektivmitglied des ICC über die Herausforderungen eines solchen Unterfangens gesprochen. James Maugweiler sah die grösste Challenge im Unerwarteten: «Es ist viel mehr dazu gekommen, als wir erwartet haben», sagt James. «Auch gerade, was Medien angeht und wie wir als Gruppe damit umgehen wollen.» Die Mehrheit der Gruppe ist bereits erfahren im Velokurieren. Doch einen eigenen Kurier zu gründen, ist für alle Neuland. Deshalb ist es umso erstaunlicher, wie souverän und organisiert die Gruppe vorgeht.
Eine moderne Art der Organisation
Der ICC wird flach-hierarchisch organisiert und einmal pro Woche findet eine Gesamtsitzung statt. In verschiedenen Arbeitsgruppen werden wichtige Themengebiete tiefer bearbeitet. «Medien und Kommunikation oder Finanzen – wir haben uns je nach Neugier und Interesse in verschiedene Gruppen aufgeteilt. Alle sind auch in mehreren Arbeitsgruppen präsent und haben somit auf mehreren Gebieten einen Impact», erklärt James. Es wird konsenstechnisch entschieden. Heisst: Eine Entscheidung wird nur getroffen, wenn alle Mitglieder einverstanden sind. Dass die Idee des Kollektivs bald Realität wird und der ICC tatsächlich Dinge von A nach B bringt, Rechnungen ausgestellt, freut James am meisten im Hinblick auf den kommenden Start im Februar.