Jamal scheint gut gelaunt, grinsend setzt er sich an seinem freien Tag auf den Stuhl im Innenhof des Burgerspitals und beginnt vom Werdegang des «Kafi Dräischibä» zu erzählen: «Begonnen hat alles im letzten November als ich von einer Kollegin einen Flyer für den imp!act Workshop erhielt.» Die imp!act Workshops sind ein Projekt von Euforia, angedacht um junge Menschen zusammenzubringen und eigene soziale Projekte verwirklichen zu lassen. «Become a Changemaker» lautet denn auch ihr Motto. Die Teilnehmenden des Workshops stellen zu Beginn ihr Projekt vor, so wie es auch Jamal tat. «Ich ging noch ohne konkrete Idee dahin», erklärt er, «es gibt soviele Problempunkte, ich wusste gar nicht, wo anfangen.»
Raum für politischen Diskurs
Was ihn aber begeisterte, war die Energie, die in diesen Tagen während des Workshops die Teilnehmenden erfüllte. Und so wollte er dieses Konzept weiterziehen, in etwas anderer Form, ein bisschen weniger strukturiert, etwas freier. In Bern gäbe es durchaus den Wunsch nach einem nicht-institutionalisierten Raum für politischen Diskurs, um anzudenken wie Veränderungen in Bern oder der Welt geschehen können, meint Jamal. Dies sollte auch ausserhalb einer bestehenden Struktur wie etwa der Reitschule möglich sein. So kam es, dass am Ende des Workshops Jamal mit fünf weiteren Mitwirkenden das Konzept des «Kafi Dräischibä» auf die Beine gestellt hatte. Ein Kafi, ein offener Treffpunt für engagierte Menschen, die ihresgleichen suchen, um Inspiration zu finden und Diskussionen zu pflegen.
Vielfältige Themen und positive Rückmeldungen
«Den richtigen Rahmen zu setzen war von Anfang an etwas schwierig, das Kafi Dräischibä sollte möglichst ungezwungen sein, wir wollten auch keine spezifischen Themenabende organisieren», berichtet Jamal. Das erste Treffen fand Mitte Dezember letzten Jahres statt. Schon während des imp!act Workshops konnte die Gruppe die Stube im Progr als Lokalität dafür gewinnen, dies auch kostenlos. «Wir begannen den ersten Abend mit der Frage: Wenn du irgendwas auf der Welt ändern könntest, was wäre es?», erinnert sich Jamal. Entsprechend vielfältig waren die besprochenen Themen und die daraus entstandenen Diskussionen. Die Rückmeldungen der vielen Besuchenden seien durchaus positiv gewesen, bestätigt Jamal, und so wurde einen Monat später das Kafi Dräischibä ein zweites Mal angesetzt. Die Überthemen aus dem ersten Zusammentreffen sollten als inhaltliche Leitplanken dienen, was allerdings nur begrenzt umgesetzt werden konnte.
Eine Idee mit Zukunft?
Für Jamal zeigte sich anschliessend ziemlich bald die Schwierigkeit, mit Leuten die sich zuvor nicht kannten, ein solches Projekt aufzugleisen und am Laufen zu halten, hatten sich doch aus der anfänglichen Sechsergruppe bereits drei Personen zurückgezogen, bevor das erste Kafi Dräischibä Tatsache war. «Ich fand dann auch, dass es keinen Sinn mehr habe», erklärt Jamal, wieso nach dem zweiten Termin Schluss war fürs Kafi Dräsichibä, «es müsste strukturell anders aufgebaut sein, um meinem Ziel zu entsprechen.» Sein, Ziel, das wäre ein Raum, ein Kafi, das mehrere Tage geöffnet ist, mit einer selbstorganisierte Gemeinschaft, die dort heranwächst.
«Die Idee könnte schon eine Zukunft haben», meint Jamal, «vielleicht später einmal mit einem grösseren Umfeld, das die Idee trägt, so dass nicht alles an wenigen Leuten hängenbleibt.» Fürs Erste ist nun aber wieder studieren angesagt, er müsse wieder neue Energie finden, meint Jamal, doch etwas scheint klar: «Irgendwie wird es weitergehen, mal schauen in welcher Form.»