«Das sind die Himbeersträucher von Kathrin, unglaublich, dass da doch noch Beeren kommen. Und warum kommt jetzt dieser Palmkohl hier so gut und der andere gar nicht?» Ueli Scheuermeier führt mich durch den Garten der Hostet Elfenau. Hier finden sich Gemüsepflanzen, Sträucher, Beeren und Kräuter aller Art. Kürbisse, Kapuzinerkressen, Schlangenbohnen, Mais und vieles mehr. Sie wurden von verschiedensten Leuten gesetzt, bewirtschaftet und auch geerntet. Dieses Jahr seien aber die Schnecken ein grosses Problem gewesen, erzählt mir Ueli und hebt zwei Äpfel vom Boden auf: «Wele wosch?»
Mitmachen können alle
In der Hostet Elfenau, Quartieroase und allgemeiner Kraftort für viele Menschen, gibt es seit drei Jahren einen Permakultur-Gemeinschaftsgarten. 2018 hatte eine Gruppe aus der Elfenau das Projekt bei der Stadt im Rahmen der Kampagne «Mach Bern zu deinem Garten» eingereicht. Damals lud die Stadt ihre Bewohner*innen dazu ein, eigene Ideen und Projekte für neue Gartenformen in der Stadt einzubringen. Ueli Scheuermeier, der auch Mitglied der Permakultur Regionalgruppe Bern ist, konzipierte zusammen mit anderen Interessierten die gemeinsame Bewirtschaftung der Hostet Elfenau.
Jeweils an zwei Mittwochen und zwei Freitagen sowie jeden letzten Sonntag im Monat treffen sich die Hostet-Menschen – wer Lust hat – zur gemeinsamen Gartenbearbeitung. Dann wird gepflanzt, gemäht, Bäume geschnitten, gejätet und geerntet. «Wir sind eine lose Gruppe. Jeder, der will, kann mitmachen», so Ueli. Momentan sind es ungefähr zwanzig Aktive, die regelmässig im Garten mitarbeiten. Darunter seien Kinder, Junge, Rentner*innen, Menschen mit Gartenerfahrung und solche ohne und aus den «verschiedensten Ecken». So habe es auch schon heftige politische Diskussionen beim Apfelschnitzen gegeben. Am nächsten Sonntag sollen die Apfelbäume geschüttelt und das Obst «gmoschtet» werden. Letztes Jahr habe es tausend Liter gegeben. «Alles kam weg, die Leute aus dem Quartier haben immer wieder Nachschub geholt», erzählt Ueli.
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PEKU-Gutscheine
Für die Arbeit in der Hostet sowie für die Verteilung der Lebensmittel hat die Gruppe ein eigenes Bezahlsystem ausgearbeitet: Wer im Garten mitarbeitet, erhält sogenannte PEKU-Gutscheine. Nach getaner Arbeit werden Tätigkeiten und die Arbeitszeit auf zehn Minuten genau per SMS an eine Zentrale gemeldet. Daraufhin erhält man wiederum eine SMS mit dem neuen PEKU-Gutschein-Kontostand. Pro Arbeitsminute können 0.25 PEKU verdient werden. Wer etwas aus dem Garten erntet und nach Hause nimmt, wiegt die Ware und schreibt ebenso eine SMS an die Zentrale mit dem Produkt und dem Gewicht. Daraufhin erhält man eine SMS mit der Kaufbestätigung und dem in PEKU umgerechneten Preis. Die Hostet Produkte werden zu ungefähr 80 Prozent des Bio-Preises in den nächstgelegenen Läden verkauft und ein PEKU ist gleich viel wert wie ein Franken.
Aber nicht nur mitarbeitende Personen dürfen ernten. Wer nicht im Garten arbeitet, darf trotzdem Gemüse aus dem Garten mitnehmen. Die geschuldeten PEKUs können durch eine «normale» Geldüberweisung auf das Hostet-Gruppenkonto beglichen werden. Auch dieser Kauf wird über das PEKU-SMS-System bestätigt und abgerechnet. Wenn genug Geld auf dem Gruppenkonto vorhanden ist, werden Leute mit hohem PEKU-Stand durch einen Geldbetrag entgolten.
«Dieses System kam zustande, weil wir uns die Frage stellten, wie wir den späteren Ertrag entsprechend der heute schon geleisteten Arbeit verteilen könnten», sagt Ueli. Denn in den ersten Jahren müsse viel mehr Arbeit reingesteckt werden, als Ertrag rausspringe. Dies werde sich erst mit den Jahren auszahlen. Dadurch sei die Idee entstanden, die Arbeit mit Gutscheinen zu entschädigen, die dann auch noch nach Jahren eingelöst werden können, denn: «PEKU-Gutscheine verfallen nicht.»
Bedürfnisse von Natur und Mensch zusammenbringen
PEKU steht als Abkürzung für Permakultur. Was das genau bedeute? «Kurz gesagt geht es bei Permakultur darum, dass die Bedürfnisse von Natur und Mensch an einem Ort möglichst gut befriedigt werden», erklärt Ueli. Dabei gehe es immer darum, die Menschen vor Ort miteinzubeziehen und möglichst regionale sinnvolle und nachhaltige Kreisläufe zu schaffen. So habe dieses Jahr beispielsweise der Landwirt des Elfenau-Bauernhofs Getreide angepflanzt, das die Hostet-Gruppe dann hätte mahlen lassen, woraus die Lanz-Bäckerei beim Egghölzli wiederum «Elfenau-Brot» gebacken hätte. Wegen der Regenzeit ist das Projekt wortwörtlich ins Wasser gefallen, das Getreide liess sich nicht mahlen. Im nächsten Jahr wird ein neuer Versuch unternommen.
Es sei immer ein Ausprobieren, meint Ueli. Manchmal habe man Erfolg, manchmal gehe etwas daneben. «Das Projekt ist ein Experiment.» So hätten sie auch erst einmal herausfinden müssen, wie man in einer Hostet etwas zum Wachsen bringen könne, ohne pflügen und umgraben zu müssen. Damit auf der Wiese angepflanzt werden konnte, mussten zuerst Erdinseln aus Grasmist angehäuft werden, darüber werden Holzspäne und Laub verteilt. Aus diesen «Wasen-Pizzas», wie die Hostet-Gruppe die kleinen Beete nennt, wachsen heute schon alle möglichen Nutzpflanzen.
Und in Zukunft vielleicht noch viel mehr: Längerfristig solle so etwas wie ein Waldgarten entstehen. Das heisst, die Bäume wären die oberste Schicht, darunter kommen dann Beeren und andere Sträucher und zuunterst können dann beispielsweise Kürbisse, Erdbeeren oder Bärlauch gesät werden.
Weitere Infos zur Hostet Elfenau gibt es hier.
Wer in der Hostet Elfenau mitmachen möchte, kann sich ausserdem unter der Emailadresse melden.