Drei Tage ganz Ohr

von Berner Landbote 17. Februar 2024

Sonohr Am letzten Februarwochenende findet wieder das Berner Radio- und Podcastfestival statt. Eine Vorschau.

Ein voller Kinosaal, aber kein Film, der auf der Leinwand läuft? Vom 23. bis 25. Februar geht es im Kino REX in Bern für einmal nicht ums Schauen, sondern ums Hören: Das SONOHR Radio- und Podcast-Festival ist zu Gast und macht die Bandbreite des Mediums Audio erlebbar. Dazu zählen Live-Performances und Audiowalks, dokumentarische Features, fiktionale Hörspiele, Recherchen und experimentelle Hörstücke.

Vertonte Erinnerungen

So erkunden etwa Norbert Lang und Ruben Kurschat das Einstecken und Austeilen: Auf einer gemeinschaftlichen Audioerkundung durch die Stadt werden Geschichten über das Geben und Nehmen, Holen und Bringen, Betteln und Spenden ausgetauscht. In «The Marathon» verwandelt Akira Kawasaki
einen intensiven Traum in ein Hörstück. Für das diesjährige SONOHR wird Talia Augustidis «Dead Ends» zum ersten Mal live aufführen. Ihre Mutter starb, als Augustidis drei Jahre alt war. Für «Dead Ends» durchforscht sie ein Archiv von Heimvideos, Fotografien, Erinnerungen und News-Schlagzeilen und denkt
darüber nach, wie wir uns an jemanden erinnern.

Auf dem Audiowalk. (Foto: Samuel Paul Gäumann)

Am Samstagnachmittag lädt Phoebe McIndoe im ersten Teil ihres partizipativen Projekts «I Want» alle
dazu ein, in einer intimen 1:1-Situation die eigenen Wünsche zu formulieren und zu teilen. Im Laufe des Abends bearbeitet die Künstlerin Aufzeichnungen und verwebt sie zu einem Sehnsuchts-Teppich, den wir in einer Listening Session hören werden.

Nicht fehlen darf die mobile Disco mit DJ ShyAnne, die die Besuchenden am Eröffnungsabend durch die nächtliche Stadt tanzen lässt.

Armdrücken und surreale Tier-Abenteuer

Ein zentraler Bestandteil des Programms ist der nationale Wettbewerb für freie Audioproduktionen aus der
Schweiz. Die 13 nominierten Hörstücke werden am Festival, in 7 Blöcke aufgeteilt, im Kinosaal und zeitgleich auf mindestens einem Partner-Radio oder online präsentiert. Alle französischsprachigen
Stücke werden im Kinosaal auf Deutsch, die deutschsprachigen Stücke auf Französisch untertitelt.
Sie stehen im Rennen um mehrere Jurypreise und einen Publikumspreis, die im Rahmen des Festivals vergeben werden.

Ein Bild vom letzten Sonohr-Festival. (Foto: Samuel Paul Gäumann)

Die Stücke stammen aus allen Landesteilen und präsentieren die grosse Breite und Vielfalt des aktuellen
Audioschaffens in der Schweiz. Die thematische Breite erstreckt sich über Armdrücken im Club Eagle Grip Geneva, surreale Tiermärchen, das Heuen in den steilen Churfirsten bis hin zur Frage, wie Geschlecht produziert wird.

Für Audio-Profis und Interessierte gibt es ausserdem Weiterbildungsanlässe. An den sogenannten «Ear Lessons» geben geladene Audio-Kunstschaffende Präsentationen, leiten Gespräche, es gibt Masterclasses und Möglichkeiten zur Vernetzung und zur Reflexion über das Medium und die Kunstform Audio.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Berner Landboten.