Die vernetzte Komplementaristin

von Christoph Reichenau 15. April 2021

Sie heisst Sally De Kunst und übernimmt ab 1. Juli die derzeit wohl spannendste Kultur-Aufgabe in der Bundesstadt: die Geschäftsführung des Museumsquartiers Bern.

«Das Museumsquartier Bern ist der Ort, der Veränderungen in Gesellschaft und Natur untersucht, dokumentiert und das Publikum involviert.» Dieses Motto, das die Museumsdirektionen Anfang 2021 formuliert haben, heisst in einem Wort «Transformation». Man könnte auch sagen: Bewegung oder Aufbruch.

Die Person, die den Ort der Transformation verkörpert, ist eben bestimmt worden. Die Direktionen des Alpinen, des Historischen, des Naturhistorischen, des Schützen- und des Kommunikationsmuseums haben aus 55 Bewerberinnen und Bewerbern Sally De Kunst gewählt. Sie taten es nicht zuletzt, weil Frau de Kunst nicht einen weiteren «Museumsblick» einbringt, sondern eine Ergänzung, eine Erweiterung. Die Qualität der Komplementarität wurde den Direktorinnen und Direktoren der Museen während des Auswahlprozesses richtig bewusst.

Sally De Kunst, 1974 in Belgien geboren, ist in Grafikdesign und Kunstwissenschaften ausgebildete Kulturmanagerin mit Erfahrungen im Journalismus und Leiterin von Kunstfestivals. 2007 bis 2013 war sie der Kopf des Festivals Belluard Bollwerk International in Freiburg. Von 2014 bis 2019 leitete sie in Romainmôtier ARC eine Künstlerresidenz, die das Migros Kulturprozent dann auflöste. Seither ist Sally de Kunst freie Kuratorin, Autorin, Projektleiterin. Sie ist vielseitig vernetzt und spricht mehrere Sprachen, darunter hervorragend Hochdeutsch.

Bis zu ihrem Stellenantritt wird Urs Rietmann, ehedem Leiter des Kindermuseums Creaviva, den Sommer 2021 im Museumsquartier planen mit dem Ziel, dass noch dieses Jahr zwischen den Bibliotheks- und Museumsgebäuden etwas spriesst und die Idee des Gartens erlebbar wird.

Die Aufgabe der Geschäftsführerin ist riesig und von grosser Spannweite. Sie organisiert und koordiniert den Aufbau des Vereins Museumsquartier, die Umwandlung der Parkplätze, Zäune und Brachen zum Museumsgarten, das künstlerische Programm des Museumsquartiers; sie arbeitet mit den zehn beteiligten Institutionen zusammen, kommuniziert, sucht Geld, moderiert Arbeitsgruppen und – kooperiert mit möglichst vielen Partnerinnen und Partner auch aus dem Quartier.

Sally De Kunst ist in der Auffassung des 5er Direktoriums diese «Woman for all Seasons». In vier Jahren, so der Plan, soll der Garten blühen, sollen die Bande unter den Institutionen gefestigt und der weitere Weg hin zum ineinander verflochtenen Kunst-Quartier klar bestimmt werden. Der erste Teil der Transformation soll die weiteren Etappen klären: mit den Füssen auf dem Boden und dem Blick zu den Sternen.