«Der Bund» wird 170 Jahre alt und blickt im eigenen Blatt zurück auf die bewegte Geschichte der Lokalredaktion. Eine der neueren Anekdoten im Text handelt vom Stapi-Wahlkampf 2017. Der damalige und heutige Chefredaktor der Tageszeitung, Patrick Feuz, blickt in einigen Sätzen zurück auf die damals laut gewordenen Vorwürfe, der Bund habe sich gegen Ursula Wyss verschworen.
So weit, so unaufregend. Es ist die Rückschau einer geschrumpften Print-Publikation auf die eigene Vergangenheit. Die geschilderte Begebenheit zum Wahlkampf Wyss gegen von Graffenried ist nichts Neues.
Doch gestern Abend griff der ehemalige Bund-Journalist Basil Weingartner die Rolle des «Bund» und insbesondere Patrick Feuzs neu auf. Im elfteiligen Thread auf seinem privaten Twitter-Account erzählt Weingartner die Vorgänge aus seiner, wie er schreibt «subjektiver» Sicht. Diese Darstellung rekonstruiert die Wahl Alec von Graffenrieds als eine, in der Patrick Feuz «eine wichtige Rolle» gehabt habe, «wenn es darum ging, Alec von Graffenried zum Stapi zu machen.»
Keine Ahnung, wieso du die Rolle des “Bund” im den Stapi-Wahlkampf 2017 heute noch einmal gross aufs Tapet gebracht hast (siehe unten), lieber @patrick_feuz . Doch wenn du das tust, musst du auch die ganze Geschichte erzählen. 1/ pic.twitter.com/irqT3un46K
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Und in dieser Geschichte hast du aus meiner Sicht eine wichtige Rolle, wenn es darum ging, Alec von Graffenried zum Stapi zu machen. Ich war damals als Redaktor und Blattmacher auf der Redaktion dabei. Ich habe das damals anders erlebt. 2/
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Es gab einen Plan. Im Hintergrund zog der damalige Grünen-Präsident die Fäden – heute ist er AvG-Generalsekretär. Ihr habt euch regelmässig ausgetauscht. Immer wieder erzähltest du in der Redaktion die neuste Wasserstandsmeldungen. 3/
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Denn es gab ein Problem: von Graffenried wollte nicht. Er sei erschöpft. Manchmal verzweifeltest du fast daran, dass er nicht wollte. So galt es, ihn zu überzeugen. Im Januar ’15 erschien im “Bund” ein grosses Interview. Seine Kandidatur mochte er aber nicht bekanntgeben. 4/
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Im “Bund” erschienen daraufhin mehrere Texte, in denen von Graffenried von verschiedener Seite zur Kandidatur aufgefordert wurde. Dieser wurde auch hinter der Kulisse von vielen Seiten bearbeitet. 5/
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
In der Redaktion bestätigten mehrere Quellen, von Graffenried sei dazu sogar in deinem Büro auf der Redaktion gewesen. Ich persönlich habe das aber nicht gesehen. Wie auch immer: Im “Bund” erschienen nun mehrere Texte, bei denen Dritte von Graffenrieds Kandidatur forderten. 6/
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Und so sagte von Graffenried irgendwann dann doch noch zu. Der “Bund” schrieb, nun gebe es eine Auswahl. Doch auch viele auf der Redaktion (auch ich, wie du weisst) fanden, dass die Berichterstattung auch anschliessend zugunsten von Graffenrieds ausfiel. 7/
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Sogar ein Mitglied der Chefredaktion sagte mir einmal, dass das Ganze “peinlich” sei. So mussten zuletzt in der heissen Phase alle Artikel über von Graffenried über deinen Tisch. Bei der Gegenkandidatin kritisierst du die Redaktion, man gehe zu zimperlich mit dieser um. 8/
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Dies obwohl die Gegenkandidatin aus meiner Sicht viel härter angefasst wurde. Von mir verlangtest du, eine Geschichte über einen Privatunfall von dieser grösser aufzuziehen. Ebenso eine von bürgerlicher kolportierte Geschichte, sie besitze einen SUV. Was ich aber nicht machte. 9/
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Nach der Wahl hast du den Coup um den Wahlkampf von Graffenrieds dann ausführlich rekonstruiert – einzig über deine Rolle hast du dich schon damals ausgeschwiegen. 10/https://t.co/EBM7LcKkOF
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Wie dein heutiger Text ist auch meiner ein subjektiver. Aber wenn man die Geschichte schon erzählt, gehören auch mindestens diese Episoden mit dazu. 11/11
— Basil Weingartner (@bwg_bern) September 30, 2020
Auch der Beschuldigte Patrick Feuz meldete sich zu Wort und tat die Geschichte als Legendenbildung ab:
Lieber Basil, gegen Legendenbildung ist schwer anzukommen. Es schmeichelt mir zwar, was du mir alles zutraust. Bloss hat es die von dir spannend geschilderten Hinterzimmer-Manöver nie gegeben. Pardon, aber da war nix ausser deiner idée fixe.
— Patrick Feuz (@patrick_feuz) October 1, 2020