Die «Klingende Sammlung», die grossenteils dem Berner Instrumentenbauer Karl Burri (1921-2003) zu verdanken ist, vereint Blas- und Schlaginstrumente, aber auch Bilder, Zeichnungen und alte Fotos von Instrumenten. Die unglaubliche Vielfalt von Blasinstrumenten eröffnet sich dem Besucher, der das Kellergeschoss mit dem neuen Zentrum für historische Musikinstrumente betritt, auf den ersten Blick. In der Ausstellung «C’est le vent qui fait la musique» kann man über achtzig Instrumente sowie thematische Einheiten bestaunen.
Riesige Sammlung
Immer wieder hört man die Frage: Was ist denn das? Die ganze Sammlung mit fast 1300 Instrumenten umfasst eine Vielzahl von Raritäten, Kuriositäten und überraschenden Spezialanfertigungen auch aus dem Atelier von Karl Burri. Dieser führte ab 1945 ein Geschäft für Verkauf und Reparatur von Blasinstrumenten, das in seiner Blütezeit bis zu fünfzehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte. Ab den 1960er Jahren sammelte er systematisch Blasinstrumente, die er von Kunden, Herstellern und auch auf Flohmärkten erwarb, aber auch Bilder, Zeichnungen und Fotos, die die Entwicklung der Blasinstrumente dokumentieren. Bis zur Jahrhundertwende kamen so weit über 1000 Ausstellungsgegenstände zusammen.
Vorerst gesicherte Zukunft
Die Kinder von Karl Burri hatten zwar den Auftrag gefasst, die Sammlung weiterzuführen, was sie auch taten. Aber einige Jahre nach Karl Burris Tod mussten sie sich nach einer andern Lösung umsehen, weil ihnen nicht mehr alle Räumlichkeiten zur Verfügung standen. Bei einem eher zufälligen Besuch im Musikgeschäft Burri – er musste für seine Klarinette ein Plättchen ersetzen – erfuhr Guy Jaquet, früherer Spitaldirektor und Stiftungsrat von Konzert Theater Bern, vom geplanten Verkauf. Er setzte in der Folge alles daran, damit die Sammlung in Bern bleiben konnte und öffentlich zugänglich wurde. Als Präsident der 2014 gegründeten Stiftung Instrumentensammlung Burri gelang es ihm, grosszügige Sponsoren und Geldgeber zu finden. Die Sammlung konnte zu einem günstigen Preis gekauft, ihr Erhalt finanziell gesichert und das Museum an der Kramgasse eingerichtet werden. Adrian von Steiger, Trompeter und Musikwissenschaftler, der seine Dissertation über die Sammlung Burri geschrieben hatte, war als Leiter des neuen Museums prädestiniert. Der Betrieb des Museums ist für die ersten Jahre dank privaten Geldgebern gesichert.
Museum ohne Berührungsängste
Auffallend im Kellerlokal der «Klingenden Sammlung» sind nicht nur überraschende Instrumente, sondern auch die Tatsache, dass sich diese nur ausnahmsweise in Vitrinen verstecken. So gelingt es, auf relativ kleinem Raum eine grosse Zahl von Objekten zu präsentieren. Bewusst haben sich die Ausstellungsmacher die Philosophie von Karl Burri zu Eigen gemacht, dem es Zeit seines Lebens ein Anliegen war, seine Instrumente auch vorzuführen und sogar von Musikern spielen zu lassen. Musiker oder Orchester mit speziellen Bedürfnissen können somit weiterhin eine ganze Reihe von Instrumenten anspielen und sogar ausleihen. Auch Besucherinnen und Besucher des Museums dürfen speziell dafür bereitgestellte Instrumente ausprobieren und ihr Können hinter tondämpfenden Vorhängen testen. Das macht die Ausstellung nicht zuletzt für ein junges Publikum attraktiv.
Während im ersten Kellergeschoss Dauer- und Wechselausstellungen präsentiert werden, ist das zweite Untergeschoss, in dem die restliche Sammlung – der weitaus grössere Teil – gelagert wird, nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Dieses Schaulager ist ein unglaublicher Fundus für Fachleute, Musiker und Forschende. Da erstaunt es nicht, dass das Museum eng mit der Hochschule der Künste Bern (HKB) verbunden ist, wo Adrian von Steiger auch Forschungsprojekte leitet.
Für den Besuch lohnt es sich, etwas Zeit einzuplanen. Am Empfang erhält man einen iPad ausgehändigt, auf dem viele Instrumente vorgestellt werden, mit Bild und Klang. Auch Informationen über die Instrumentenbauer sind abrufbar. Das kleine, aber feine Museum ist eine echte Bereicherung für die Untere Altstadt.
Aus: BrunneZytig 1/2017