«Die Berner sind doch alle viel zu lieb»

von Jessica Allemann 20. April 2013

Sie ist Auftragskillerin. Und Profi darin, sich Verbrechen auszudenken. Für ihren lokalen Kurzkrimi «Bimm, Bamm, Bern» ist sie nach Bern gereist, um sich von der kriminellen Energie der Bernerinnen und Berner inspirieren zu lassen …

Sie sind nach Bern gereist, um sich für den lokalen Kurzkrimi «Bimm, Bamm, Bern» inspirieren zu lassen. Die Schweizer Goldreserven scheinen Ihre Fantasie beflügelt zu haben?

Tatjana Kruse:

Ich wurde nach Bern eingeladen mit den Worten: «Hier ist Bern, mach was draus». Als ich die Fontänen auf dem Bundesplatz besichtigte, wurde mir gesagt, dass sich darunter der Schweizer Goldschatz befindet. So etwas darf man einer Krimiautorin natürlich nicht verraten, da beginnt gleich die Fantasie zu spielen. Ich wusste sofort, dass ich den Goldschatz der Schweiz heben möchte. Das ist natürlich nicht realistisch, aber ich will zum Schmunzeln anregen. Sowieso schreibe ich gerne so, dass man die Geschichten ohne Albträume zu bekommen lesen kann.

Haben Sie während Ihres Aufenthalts in Bern kriminelle Energien aufgespürt?

Es waren doch alle so lieb und nett, wie soll man da auf kriminelle Gedanken kommen? Diebstahl und Totschlag, die Berner machen sowas doch alle nicht. Deshalb musste ich kriminelle Menschen mitbringen. Die Protagonisten in der Geschichte sind jetzt, ausser Elfie, alles Touristen. Ich war zu Gast, und meine Figuren waren zu Gast.

Mit Touristen haben Sie sich aus der Klemme geschrieben.

Ich bin ja Auftragskillerin und Profi darin, mir Verbrechen auszudenken.

Sie sagten einmal, Sie beschreiben nur das alltägliche Leben und erfinden die Verbrechen dazu. Haben Sie die vier skurrilen Figuren des Kurzkrimis in Bern beobachtet?

Ach, schräge Leute gibts zu Hauf! Ich schreibe oft über Städte und Menschen, die ich beobachte. Ich verpflanze sie aber dann an einen anderen Ort, damit mich womöglich nicht noch jemand wegen Verleumdung verklagt.

Krimi schreiben, kann also richtig gefährlich werden. Wo liegt für Sie der Reiz an Kurzkrimis? 

Ich mache sehr gerne Kurzkrimis, die einen kurzen Moment beleuchten. Was danach kommt, kann sich jeder mit seiner eigenen Fantasie ausdenken.

Was hat es mit dem Titel «Bimm, Bamm, Bern» auf sich?

Ganz ehrlich: Ich weiss nicht mehr, wie ich darauf gekommen bin. Bevor ich einen ersten Satz schreibe, setze ich immer einen Titel, quasi als Initialzündung zur Geschichte …

Vielleicht eine Anspielung auf den Zytglogge?

… oder auf Hochzeitsglocken? Auf der kleinen Schanze liegt jedenfalls Liebe in der Luft.