«Zürich, Genf oder Luzern hatten Bern lange etwas voraus: Den Seezugang. Jetzt hat auch Bern seinen See. Den Belpmoossee, den es früher nur bei Überschwemmungen gegeben hatte. Eine Mauer staut die Aare etwas oberhalb des Tierparks Dählhölzli. Wer mag, kann Pedalos mieten und von der Elfenau bis aufs Gelände des ehemaligen Flughafens Belp strampeln. Der Flughafen ist jetzt weiter von der Stadt entfernt, was weniger Lärm für die Stadtbevölkerung bedeutet.
«Motor- und Segelboote sind auf Berns neuem See nicht zugelassen.»
Rudolf Friedli, SVP
Es ist ein See für die Stadtbevölkerung. Zum Baden, zum Verweilen auf den Bänken in den Parkpromenaden, die jene Teile des Ufers prägen, die keine Naturschutzzonen sind. Motor- und Segelboote sind auf dem Belpmoossee nicht zugelassen. Sonst sähe es dort bald aus wie in der Lotto-Werbung: hunderte Millionäre, die die immer gleichen Yachten anschaffen. Wer sich Boote leisten kann, fährt auch weiterhin an den Thuner- oder Murtensee.
Den Bau der Aarestaumauer wie auch des neuen Flughafens konnte sich die Stadt – zu ihr gehören auch ehemalige Agglo-Gemeinden wie Köniz, Ostermundigen oder Belp – dank der florierenden Wirtschaft leisten. Grossunternehmen schätzen Bern als Zentrum der Politik, Berns Nähe zur Romandie als auch die seit 2012 deutlich gesenkten Steuern für Firmen und Privatpersonen.
Vorbild in Sachen Steuerpolitik ist der Kanton Zug, der seit den 1950er-Jahren erfolgreich Unternehmen angezogen hatte. Ängste vor stark steigenden Mietzinsen konnten den Berner Familien genommen werden, indem man ihnen wie in Zug Steuerabzüge für Wohnkosten gewährte.
Stadt der Hochhäuser
In Bern ist aber auch mehr Wohnraum entstanden. Auf dem Viererfeld steht heute ein Hochhaus. Hochhäuser prägen auch die Überbauung Brünnen II westlich des Westside-Zentrums. Verdichtetes Bauen ist eine Selbstverständlichkeit, Hochhäuser bieten – neben schöner Aussicht für die Mieter – den Vorteil, dass trotz Verdichtung nicht auf grosszügige Grünflächen verzichtet werden muss.
«Vorbild in Sachen Steuerpolitik ist der Kanton Zug.»
Rudolf Friedli, SVP
Verzichtet wurde hingegen auf den Bau der Waldstadt im Bremer. Man wollte den Schutz des Waldes, wie er in der Schweiz seit längerem praktiziert wird, nicht infrage stellen. In der Innenstadt wiederum hat sich wenig geändert. Neu ist nur, dass der Denkmalpfleger weniger auf Details herumreitet. Man darf heute in der Altstadt durchaus moderne Fenstergläser einbauen und muss nicht mehr durch verschwommene Fenster aus der Zeit Goethes blicken.
Freude hat der Denkmalpfleger am renovierten Stadttheater. Man hatte sich zwar überlegt, das Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen, das viele Geld in der Stadtkasse ermöglichte aber eine aufwendige Sanierung. Im Zuschauerraum ist es heute viel weniger eng als früher.»