Daniela Zumbach kam 1988 mit etwas über zwanzig Jahren frisch von der Lehre als Chemielaborantin ins Stadtlabor. Während in der Lehre das Geschlechterverhältnis gemischt war, arbeiteten im Labor der Stadt Bern damals nur Männer. «Ich bin froh, war ich nicht vorbelastet, heute würde ich wohl nicht mit der gleichen Lockerheit mit dieser Situation umgehen. Ich hatte gute Erfahrungen in der Lehre gemacht. Im Stadtlabor stand ich dann schon unter Beobachtung: wie macht sie das?» Dann folgt ein kurzer Satz, der vieles aussagt über Daniela Zumbach und ihre Rolle im Stadtlabor: «Aber die Akzeptanz ist dann schnell da gewesen.»
Ihre Mutter war Hausfrau mit zwei Kindern. Für Daniela Zumbach war klar, dass sie einen Beruf ausüben wollte. Vom Vater hat sie die Erfahrung mitbekommen, dass er einem Konflikt nicht einfach aus dem Weg gegangen ist. Doch als Pionierin habe sie sich nie gefühlt, das habe sich einfach so ergeben. Allerdings hätten schon hin und wieder Frauen das Gespräch gesucht und nach ihren Erfahrungen gefragt. Und im einen oder andern Männerkopf habe es wohl ein Umdenken gegeben. Nach einiger Zeit im Stadtlabor ist dann eine zweite Frau zum Team gestossen. «Das hat neue Dynamik rein gebracht». Noch heute sind die beiden Frauen gut befreundet.
Als sie Jahre später – auch als erste Frau – in den Aussendienst der Lebensmittelkontrolle und die Pilzkontrolle wechselte, hat sie eine noch viel stärker als Männerdomäne definierte Berufswelt vorgefunden, mit all den Wirten, Köchen und Küchenchefs. Bei der Pilzkontrolle ist sie mehr als einmal gebeten worden, ob nicht der Herr Soundso die Pilze kontrollieren könne. Da habe sie sich manchmal gefragt «Hey in welcher Zeit leben wir, wo seid ihr stehen geblieben?». Ob sie etwas anders gemacht hat als ihr männlichen Berufskollegen? Die Vorgaben der Lebensmittelkontrolle sind für alle gleich. «Aber ich habe auch das Feedback erhalten, mit der kann man reden». Sie habe darauf geachtet, dass bei Kritik niemand das Gesicht verliert, da sei sie vielleicht psychologisch etwas geschickter vorgegangen als ihre männlichen Vorgänger.
Nach zehn Jahren bei der Lebensmittelkontrolle kam Daniela Zumbach zurück ins Stadtlabor. In der Zwischenzeit hatte sich vieles verändert und sie hat ein durchmischtes Team vorgefunden: «Das ist eine schöne, erfreuliche Entwicklung, wenn eben die Gleichstellung irgendwann auch kein Thema mehr ist.»
Auf der Ebene von Politik und Gesellschaft gebe es da aber noch einiges an «Potential», wie Daniela Zumbach es höflich umschreibt. Deshalb sei die Frauenbewegung wichtig, und geradezu erbärmlich sei es, dass die Gleichstellung auf der Ebene der Politik 50 Jahre nach dem Frauenstimmrecht noch immer ein Thema sei. Es gäbe zwar noch entwicklungsresistente Leute, doch ein Umdenken habe statt gefunden sowohl bei Männern wie bei die Frauen, die sich ihre Aufgaben eben auch selbstverständlicher zutrauen müssten. Wofür sie selbst ohne viel Aufhebens ein Beispiel ist.