Der Schwarm finanziert Höhenflüge – SIBA III

von Luca Hubschmied 22. September 2016

Wer seine sportliche Leidenschaft ausleben will, ist oft auf private Hilfe angewiesen, unabhängig davon, ob es sich um eine Plauschmannschaft oder einen professionellen Athleten handelt. Eine Crowdfunding-Plattform aus Bern bringt Sportprojekte und Unterstützer an einen Tisch.

Cynthia Matez will an einem Rollstuhl-Badminton Turnier in Kolumbien teilnehmen und der Zürcher Fechtclub würde seine Athleten im Ausland gerne in einem Hotel unterbringen können. Zwei Beispiele für Wünsche, die sich aus dem eigenen Geldbeutel nicht hätten finanzieren lassen, wohl aber durch Crowdfunding. Cynthia Matez und der Zürcher Fechtclub gehören zu den zahlreichen Projekten, die auf der Crowdfunding-Plattform ibelieveinyou.ch erfolgreich abgeschlossen wurden. Im ersten Fall kamen 5’000 Franken zusammen, im zweiten waren es 12’269.- Der Mitgründer der Plattform, Mike Kurt, ist ein ehemaliger Spitzen-Kanute und kennt die Probleme, die viele Sportler, besonders in Randsportarten, betreffen, wenn’s um die Finanzierung ihrer Leidenschaft geht: «Ich habe 25 Jahre lang Spitzensport gemacht und musste das Geld grösstenteils selbst aufbringen oder sammeln.»

Zahlreiche finanzierte Projekte

Mike Kurt, der Fechter Fabian Kauter und der Online-Spezialist Philipp Furrer haben die Seite im Juni 2013 lanciert und damit offenbar ein Bedürfnis getroffen. «I believe in you ist die schweizweit einzige Plattform, die sich ausschliesslich auf die Finanzierung von Sportprojekten fokussiert», erklärt Kurt, «es ist eine Seite von Sportlern für Sportler.» Diese klare Positionierung, die gute Beratung und die Tatsache, dass die Betreiber die Bedürfnisse der Sportler gut kennen, seien die Haupterfolgsfaktoren. Denn die Schwarmfinanzierung auf ihrer Seite läuft äusserst gut, I believe in you kann mittlerweile eine Quote von 85% erfolgreich finanzierten Projekten aufweisen, was weltweit ein Spitzenwert ist. Diesen Erfolg erklärt sich Mike Kurt aber auch mit der grossen Spendebereitschaft in der Schweiz und dem Selbstverständnis, wie solche Projekte finanziert werden sollten: «Es gilt als normal, dass viele Sportler nicht von der öffentlichen Hand unterstützt werden, sondern abhängig sind von Beiträgen von Privatpersonen.» Er selbst unterstützt diese Ansicht aber nur begrenzt: «Aus der Sicht eines Athleten sage ich, dass bis zu einem gewissen Grad der Staat dafür sorgen muss, dass seine Sportler kompetitiv sein können. In vielen, auch olympischen Sportarten herrscht eigentlich Marktversagen, dort sollten daher staatliche Mittel eingesetzt werden. Die Schweiz könnte problemlos die Sportförderung verdoppeln oder verdreifachen.»

Nicht nur in der Schweiz

Für I believe in you ist Kurt oft unterwegs und knüpft Kontakte, ihr Büro hat die Organisation aber in Bern. «Die Anzahl start-ups in Bern ist sehr überschaubar, mehr Bewegung in der Szene würde der Stadt sicher gut tun. Aber vielleicht ist genau das ja auch ein Vorteil für uns, nebst dem Umstand, dass wir uns hier im Umfeld der wichtigen Sportverbände befinden.» I believe in you gelang bereits die Expansion nach Österreich und seit diesem Sommer existiert auch eine Tochtergesellschaft in Norwegen. Die guten Erfahrungen aus der Schweiz erregten Aufmerksamkeit aus dem Ausland und ermöglichten so, dass sich die Plattform auch in anderen Ländern etablieren konnte. Damit soll noch lange nicht Schluss sein, erläutert Mike Kurt: «Mit Norwegen ist jetzt der erste Schritt getan, das weitere Ziel ist es, auch grössere Märkte zu erschliessen.» Eine Seite wie ibelieveinyou.ch lebt massgeblich von den darauf vorgestellten Projekten. Sind diese interessant und werden gut beworben, profitiert die ganze Plattform. Mike Kurt weist deshalb darauf hin, dass die Bekanntheit ihrer Seite schnell steigt, wenn darauf für ein grosses Vorhaben Geld gesammelt wird. So sorgte beispielsweise diesen Frühling das Projekt von drei jungen Wallisern, die erfolgreich 107’707 Franken für ein Actionsportzentrum in Gstaad sammelten, in vielen Medien für Furore. Auf der Seite tummeln sich auch nicht etwa nur Randsportarten oder unbekannte Initiatoren. Diesen Sommer sammelte der finanziell angeschlagene EHC Kloten Geld für die Einlaufshow zu Beginn der Spiele, die zuvor aus Spargründen gestrichen wurde. Mit Hilfe von 279 UnterstützerInnen übertraf der Verein das Ziel von 30’000 Franken gar noch. Ein Erfolg für alle Seiten.