Der Emma Graf Preis geht nach Wittigkofen

von Thomas Göttin 29. September 2023

Marlies Gerber erhält für ihr langjähriges Engagement im Wittigkofen den Emma Graf Hauptpreis 2023. Der Förderpreis geht an Spielrevier. Am 22. September war die Preisübergabe im Träffer an der Schosshaldenstrasse.

Marlies Gerber erhält den Emma Graf Preis für ihre gelebte Form der Partizipation in Wittigkofen. Das Resultat ihres Engagements war auch an der Preisvergabe unübersehbar: eine bunte Schar ehemaliger Teilnehmer:innen des Spielnachmittags in Wittigkofen war an der Preisverleihung im Träffer dabei. Marlies Gerber hatte sich stets für die aktive Beteiligung der Kinder und Erwachsenen eingesetzt und ist ihnen immer auf Augenhöhe begegnet. Jurymitglied Saare Yosief war früher einer dieser Teilnehmer und hielt die Laudatio.  Vlada Udoni, eine im Träffer unterrichtende ukrainische Pianistin, sorgte für den passenden musikalischen Rahmen.

Der Emma Graf Preis, der bereits zum zweiten Mal vergeben wurde, ist als Doppelpreis ausgestaltet, wobei die Preisträgerin das Vorschlagsrecht für den Förderpreis hat. Damit sollen auch jüngere und weniger bekannte Menschen oder Institutionen zum Zuge kommen. Auf Vorschlag von Marlies Gerber geht der Förderpreis an Spielrevier. Die Organisation besteht erst seit 5 Jahren, hat sich aber mit innovativem Engagement an verschiedenen Standorten im Stadtteil 4 bereits einen Namen gemacht. Matthias Vogel vom Team und Noemi Helfenstein vom Vorstand nahmen den Preis entgegen.

Soziale Infrastruktur

Mit dem Emma Graf Preis sollen partizipatives Denken und Handeln gefördert und die demokratische Weiterentwicklung mit partizipativen Elementen unterstützt werden. In meiner Begrüssung kam ich als Jurypräsident auf diesen politischen Aspekt zu sprechen: dass sich nämlich Institutionen wie die Stadt oder die Kirche aus den Stadtteilen eher zurück ziehen oder sich auf benachteiligte Quartiere beschränken. Dabei ist eine soziale Infrastruktur für das Engagement und die Teilhabe der ganzen Bevölkerung in allen Stadtgebieten unerlässlich.

Der Name bezieht sich auf das Engagement von Emma Graf (1865-1926) für die politische und wirtschaftliche Partizipation der Frauen in der Schweiz. Darüber hinaus setzte Emma Graf im Stadtteil 4 einen wichtigen und weitgehend unbekannten Akzent:  Der von ihr während 18 Jahren präsidierte Schweizerische Lehrerinnenverein baute ab 1908 das Heim für pensionierte Lehrerinnen am Wildermettweg (heute Domicil Kompetenzzentrum Demenz). Die Stiftung Schweizerisches Lehrerinnenheim ist gemeinsam mit der Quartierorganisation QUAV 4 Trägerin des Emma-Graf-Preises.

Der Emma Graf Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Bislang herrscht keinerlei Mangel an potentiellen Preisträger:innen. Der Stadtteil 4 zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt an engagierten Menschen und spannenden Projekten aus.