Der Abbau bei «Bund» und «BZ» geht weiter

von Willi Egloff 29. August 2024

Medienlandschaft Noch ist nicht bekannt, wo die Tamedia AG die angekündigten 90 Redaktionsstellen abbauen will. Klar ist, dass «Bund» und «BZ» davon auch betroffen sein werden.

«Weichenstellung für unabhängigen Qualitätsjournalismus» überschreibt Simon Bärtschi, der publizistische Leiter der Tamedia AG, die Mitteilung über die nächsten Abbauschritte, die in seinem Konzern geplant sind. Insgesamt sollen 290 Stellen gestrichen werden: 200 in den Druckereien in Bussigny und Zürich, die gleich ganz geschlossen werden. Der Rest sind Stellen in den verschiedenen Redaktionen, die über die ganze Schweiz verteilt sind.

Meinungsvielfalt ist nicht mehr als ein zu vermeidender Kostenfaktor.

Die Entlassung von 90 Journalistinnen und Journalisten als «Weichenstellung für den Qualitätsjournalismus» zu verkaufen, ist schon ziemlich dreist. Haben diese 90 Leute denn nur unqualifizierte Arbeit geliefert? Steigt mit einer Reduktion der Redaktionsstellen die Qualität der Produkte? Oder getraut sich Simon Bärtschi einfach nicht, den Abbau als das zu bezeichnen, was er ist: ein Abbau und ein weiterer Verlust an Meinungsvielfalt.

Der «Bund» als Hauptopfer

Zwischen den Zeilen wird denn auch klar, was die Ankündigung tatsächlich bedeutet: Das «Thuner Tagblatt», der «Berner Oberländer» und das «BZ Langenthaler Tagblatt» werden verschwinden. Sie werden «digital mit unterschiedlichen Konzepten» in die Plattform der «Berner Zeitung» integriert. Sie sind dann nur noch über diese Plattform abrufbar. Überleben werden die früheren Zeitungstitel nur noch im Printformat: Die gedruckte Zeitung wird nach dem Abbau voraussichtich zwar von der ersten bis zur letzten Seite der gedruckten «BZ» entsprechen, wird aber bis auf weiteres noch den bisherigen Kopf einer Lokalzeitung tragen. Es geht also nicht um Zeitungsvielfalt, sondern um Nostalgie.

Die Entlassung von 90 Journalistinnen und Journalisten als ‹Weichenstellung für den Qualitätsjournalismus› zu verkaufen, ist schon ziemlich dreist.

Eine Sonderstellung soll der «Bund» erhalten. Er soll weiterhin auch digital unter dem bisherigen Namen abgerufen werden können. Die Tamedia AG begründet das damit, dass es sich um einen «Traditionstitel» handle. Auch die Printausgabe wird weiterhin unter dem Titel «Der Bund» erscheinen. Aber auch hier handelt es sich um ein Trompe-l’oeil: Wer in Zukunft die Webseite aufruft oder die Zeitung in die Hand nimmt, wird sogleich feststellen, dass ihm eine «BZ» mit falschem Titel vorgesetzt wird. Die bisher noch vorhandenen Reste von Parallelzeitungen werden verschwinden.

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Die Vermutung liegt daher nahe, dass die Streichung von Redaktionsstellen einmal mehr auch den «Bund» betreffen wird. Aus der ausschliesslich an Renditezielen orientierten Unternehmensoptik der Tamedia AG sind zwei Journalistinnen oder Journalisten, die das gleiche Feld beackern, immer eine Person zu viel. Meinungsvielfalt ist nicht mehr als ein zu vermeidender Kostenfaktor. Das gilt ganz besonders für den kostspieligen Bereich des Lokaljournalismus.