Den «Sauhund» auf CD gebannt

von Eva Pauline Bossow 8. Dezember 2012

Hinter den Titeln ihres Erstlingsalbums «quick & dirty» verbirgt die Berner Jazzband «KAOS Protokoll» eine energiegeladene Mischung, die vor Spielfreude und Experimentierlust strotzt.

Definition, Raster, Kategorisierung? Die lauten und leisen Töne von Benedikt Wieland, Marc Stucki und Flo Reichle lassen sich in keine Schublade stecken. Sie springen gekonnt von Jazz zu Funk, Rock und Klassik. In der beschaulichen Weihnachtszeit eine fröhliche Abwechslung, die mit der Plattentaufe am kommenden Sonntag in der Turnhalle gefeiert wird.

Wie alles begann oder warum Benedikt Wieland, Kopf des Trios, heute da ist, wo er ist: «Meine Arbeit war schon immer vom Wunsch getrieben, etwas Eigenes zu erschaffen und meine künstlerische Identität zu finden. Das ist nicht ganz leicht, wenn man sich für viele Dinge gleichzeitig interessiert. Ich habe ein paar Projekte angerissen, Demo-Tapes aufgenommen, aber richtig zufrieden war ich damit nicht. Flo und Marc, die ich bewusst für KAOS Protokoll angesprochen habe, sind die richtige Kombination – und sie haben dafür gesorgt, dass ich das musikalische Konzept bis zu Ende denke, dranbleibe und den inneren Schweinehund nicht zum Zug kommen lasse.»

«Zurück zum geordneten Chaos»

E-Bass, Saxophon, Schlagzeug und Co. wurden vor einem Jahr in einem Berliner Studio aufgenommen. Wie die Entstehung der Songs am besten funktioniert: «Ich schreibe die Melodien und weiss auch, in welche Richtung es gehen soll. Die Inspiration dafür kommt von überall. Trotzdem ist es mir wichtig, dass die anderen mitgestalten und ihren Freiraum ausleben – das Ergebnis ist spannender und die Identifikation grösser.

«Nur wenn man das Chaos in bürokratische Schranken weist, kann es wieder richtig ausbrechen.»

Benedikt Wieland, Bassist und Bandleader «KAOS Protokoll».

Danach gefragt, macht ihm ein Lied besonders Spass: «In You and Me is Kaos toben wir uns aus und spielen mit verschiedenen Stimmungen. Im Zentrum steht eine klassische Beziehungssituation – ein Paar streitet sich, keiner will nachgeben, aus einem falschem Harmoniebedürfnis heraus wird alles unter einen Teppich gekehrt, nur um dann am Schluss richtig zu explodieren.»

Wen man mit ihrer Platte unterm Tannenbaum besonders erfreuen kann, erzählt Benedikt Wieland am Schluss: «Ich erlebe Weihnachten oft als eine absolute Reizüberflutung in der man sich verliert. Für alle, denen es genauso geht, bieten wir mit unserer Platte einen Fluchtweg – zurück zum geordneten Chaos. Denn nur wenn man das Chaos in bürokratische Schranken weist, kann es wieder richtig ausbrechen.»