D’BeiZ 44 – der Gastro-Tipp aus dem Nordquartier

von Jean-Claude Galli 21. November 2017

Zwanzig Jahre lang wurde im «Don Quijote» an der Scheibenstrasse die spanische Küche gepflegt. Seit März sind nun Burger und Sandwiches Trumpf. Von Fast Food allerdings keine Spur.

Don Quijote kennen nicht nur Spanien-Fans und Literaturfreunde. Der Roman von Miguel de Cervantes von 1605 über die Abenteuer des titelgebenden Helden und seines Begleiters Sancho Panza ist der Inbegriff eines Abenteuerromans. Bekanntestes Kapitel ist der schier aussichtslose Kampf gegen die Windmühlen. An der Scheibenstrasse 44 im Berner Nordquartier wurde der Herkunft der Figuren zwanzig Jahre über kulinarisch gehuldigt. Nun sind der «Ritter von der traurigen Gestalt» und sein treuer Gehülfe ausgezogen und das Wirtepaar ist in Pension gegangen. Statt Tortilla, Chorizo und Manchego-Käse stehen seit anfangs März warme Baguette-Sandwiches und Burger-Kreationen auf der Karte. Neu heisst das Lokal analog der Hausnummer D’BeiZ 44.

Mittelpunkt von «WOhnenbern»

Wer dort nun aber Ronald McDonald und seine Spiessgesellen Hamburglar und Mayor McCheese sowie die branchentypische Ruppigkeit eines Fast Food-Riesen vermutet und die Örtlichkeit grossräumig umfährt, macht einen Fehler. Das Interieur wurde behutsam modernisiert und trotzdem in seinem Quartiercharme belassen. Das Restaurant ist fester Bestandteil des «zentrum44», Mittelpunkt von «WOhnenbern», einer Anlaufstelle für Menschen, die von Obdachlosigkeit bedroht sind und teilweise mit psychischer oder sozialer Einschränkung leben. Die Organisation erfüllt einen Leistungsvertrag mit der Stadt und begleitet Menschen an mehreren Standorten in über 100 Wohnungen und WG’s. Der ehemalige Saal des Don Quijote wurde zum zum Büro für «WOhnenbern» umfunktioniert. D’BeiZ 44 bietet 60 Innensitzplätze und deren 100 auf der Terrasse.

Keine Stoppuhr, dafür ein fruchtiges Bier

Die Zeiten, als Hamburger und Pommes frites mit Sodom und Gomorra gleichgesetzt wurden und uns die Eltern den Cholesterin-Teufel an die Wand malten, sind in der Schweiz zum Glück Geschichte. In Zürich sieht man vor lauter ambitionierten Burger-Lokalen beinahe das Geschnetzelte und den See nicht mehr, und auch in Bern beweisen Modelle wie Kung Fu Burger oder The Beef Burger den Hunger nach Hamburgern jenseits von roten Clownsperücken und gelben Handschuhen. Mit dem zusätzlichen Aufwand und der Abkehr von der Stoppuhr-Systemgastronomie steigen natürlich auch die Preise. Doch sind diese an der Scheibenstrasse 44 in jedem Bereich angemessen. Im Übrigen gibt es nichts Schlimmeres, als trockener Zunge eine Speisekarte zu studieren. Diese Gefahr wird hier schnellstens gebannt. Bier passt natürlich gut. Wir bestellen ein trübes «Chopfab» aus Winterthur, welches sich durch den tasmanischen Galaxy-Hopfen als umgemein fruchtig und feinherb präsentiert. Freunde des lokalen Schaffens sind bei den Produkten aus dem Hause Felsenau ebenfalls bestens aufgehoben.

Auch Salate, Snacks und Desserts

Unsere Wahl fällt schliesslich – nicht verwunderlich – auf das «Signature Dish» des Hauses, den Burger 44. Er besteht aus einem Rindfleischburger mit Zwiebelringen vom Grill, Ketchup und Senf. Die Alternativen heissen selbstredend «Cheesy», «Emmentaler», «Farmer», «Texas», «Mexican», «Indian» oder «Asia». Die «Farmer»-Variante enthält zusätzlich Speck und Spiegelei, die skandinavische punktet mit Lachs, Kapern und Meerrettich.

Wer Burger nicht mag, wird hoffentlich bei den warmen Baguette-Sandwiches fündig (Ham’n’Cheese, Eggs&Bacon, Chicken Curry usw.), daneben gibt es eine schöne Auswahl an Salaten, Snacks und Fingerfood sowie Desserts. Unser Tipp: Der 44er-Colonel, ein warmer Melonen-Cocktail, serviert mit einem Schuss Gin und einer Kugel Zitronen-Sorbet. Alle Burger und Baguettes werden mit Salat, Pommes und Dip-Sauce nach Wahl serviert.

Unser Fazit

Küche: Gut übersichtliches Angebot mit Schwerpunkt Burgers und Sandwiches. Service: Einfach und unaufgeregt. Ambiente: Gemütlicher Quartiertreffpunkt, aufgepeppt mit liebevoll platzierten Details. Preise: Moderat.

Dieser Text erschien zuerst im Anzeiger für das Nordquartier.