«D’Bärner Kulturszene isch hingedri»

von Simon Klopfenstein 16. Februar 2013

Bonsoir-Betreiber Arci Friede spricht in der Reihe «Mönsche vo Bärn» über Kultur und Kommerz, die Subventionspolitik der Stadt Bern, über elektronische Musik sowie das Nachtleben und die Kulturszene in Bern. 

Gefangen in der Langeweile als Praktikant einer Marketingabteilung hat Arci Friede vor 13 Jahren seine erste Party organisiert, damals im Bierhübeli. Nach fünf Jahren als Co-Betreiber des «Wasserwerks» ist er seit 2009 Mitinhaber des «Bonsoir» in der Aaarbergergasse. Die langen Nächte an der Front haben ihm zugesetzt, heute arbeitet der 32-jährige vorwiegend im Hintergrund und bezeichnet sich als Kulturunternehmer.

«In Bern gibt es einen grossen Kuchen an unreflektierten Linken.»

Arci Friede

Das Bonsoir setzt mittlerweile voll auf die Karte elektronische Musik. In dieser Sparte hat sich der Club einen bemerkenswerten Namen gemacht. Immer wieder gelingt die Verpflichtung von internationalen Top-Acts. Und mit den «Round Table Knights» oder «Mercury» gibt es lokale Elektroacts, die den internationalen Vergleich keineswegs scheuen müssen.

Dagegen wurde das anfänglich relativ breite Konzertangebot auf ein Minimum zurückgefahren. Rein unternehmerische Gründe hätten hierfür den Ausschlag gegeben: «Für einen DJ buche ich ein Hotelzimmer, für eine grössere Band fünf.»

Arci Friede stört sich an den tiefen Gräben zwischen Hoch- und Populärkultur, der konservativen Subventionspolitik der Stadt, nervt sich am hohen Regulierungsgrad der Schweiz, konstatiert in Bern einen «Altersfaschismus» und eine Szene von «unreflektierten Linken», plädiert nachdrücklich für mehr kulturelle Durchmischung, schätzt das Berner Nachtleben, freut sich an Bestrebungen des Miteinanders in der Kulturszene und setzt sich ein für eine Liberalisierung der Öffnungszeiten.