Der Dalai-Lama war zu Besuch, Politiker*innen aus dem In- und Ausland, Regierungs-, National- und Gemeinderäte und -rätinnen, interessierte Medienleute, das Schweizer Fernsehen und so weiter. Das Berner Haus der Religionen am Europaplatz ist ein Aushängeschild der Stadt, ein touristischer und interkultureller Hotspot – und das Haus erhält seit seiner Eröffnung vor acht Jahren immer wieder Preise und Auszeichnungen.
Jüngstes Beispiel: der Schweizer Mediationspreis, der dem Haus in diesen Tagen überreicht wird. Die Anerkennung für das weltweit einzigartige Projekt, das acht Weltreligionen unter einem Dach beherbergt und sie miteinander und mit der Öffentlichkeit in einen Dialog bringt, ist gross. Aber sie reiche nicht, sagt Regula Mader, die Präsidentin des Vereins Haus der Religionen – Dialog der Kulturen: «Wir brauchen für den Betrieb weitere regelmässige und verlässliche Geldgeber*innen.» Und die fehlen teilweise immer noch. Oder sie kürzen ihre Subventionen. Jüngstes Beispiel: die Stadt Bern, die dem Haus der Religionen eine Budgetkürzung von 50 000 Franken angekündigt hat.
Problem Betriebsfinanzierung
Die Sicherstellung der Finanzen sei seit der Eröffnung eine Herausforderung, sagt Regula Mader. Die fünf eingemieteten Religionsgemeinschaften (Christ*innen, Hindus, Muslim*innen, Alevit*innen und Buddhist*innen) kommen zwar für die Miete ihrer Räume selber auf, aber der Gesamtbetrieb mit seinem breiten Kultur-, Bildungs- und Gastronomieangebot, mit der Organisation und Administration der interkulturellen und interreligiösen Anlässe und Angebote (Podien, Führungen, Workshops) und schliesslich die Aufrechterhaltung der Grundstruktur des Hauses kann über Projektfinanzierungen nicht sichergestellt werden.
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«Für diesen Teil der Kosten brauchen wir nicht-zweckgebundene Beiträge, da fällt jede Subventionskürzung empfindlich ins Gewicht», erklärt Regula Mader. Das Haus habe Massnahmen zur Geldbeschaffung eingeleitet (Preiserhöhungen bei Führungen und Workshops, Fundraising usw.), trotzdem genügten die finanziellen Mittel nicht.
Problem Vielseitigkeit
Wenn die Stadt ihren nicht-zweckgebundenen Beitrag tatsächlich – wie angekündigt – um 50 000 (auf 250 000 Franken) kürzt, dann wäre das einschneidend. Die Grundleistungen müssten wohl eingeschränkt werden. Aber warum ist der Stadt die finanzielle Sicherstellung ihres Vorzeigeprojekts nicht mehr Geld wert? Einen Grund kennt Regula Mader: Das Haus der Religionen erhält Geld aus dem Kulturbudget, «und da passen wir nicht hundertprozentig rein. Wir sind ein Kulturprojekt, aber wir sind noch viel mehr.»
Die Kulturverantwortlichen erachten die Bedeutung des Hauses für die professionelle Kulturszene als «zu gering». Seine Vielseitigkeit und die Breite des Angebots werden dem Haus der Religionen zum Problem; es passt in kein Schema. Wer spricht Geld für transkulturelle Leistungen, das Veranstalten von Angeboten für das Zusammenleben in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft oder für Konfliktlösungsprojekte?
Der Mediationspreis, der dem Haus in diesem Jahr zugesprochen wird, honoriert genau diese Grundhaltung, dieses Konzept: Den Einsatz für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen, das Vermitteln und Vernetzen, das Begleiten und Suchen nach Lösungen für eine gerechtere Gesellschaft und eine friedlichere Welt. Dafür bekommt das Haus der Religionen jetzt 2000 Franken. «Wunderbar», freut sich Regula Mader, «Aber es löst unsere Probleme noch nicht».