Das Psychiatrie-Museum Bern entstaubt sich

von RaBe Info 25. September 2025

Seit 30 Jahren erzählt das Psychiatriemuseum in Bern von der Geschichte psychischer Krankheiten und ihrer Behandlung. Nun steht eine umfassende Neuausrichtung an: weg von einer statischen Dauerausstellung, hin zu einem partizipativen Museum, das den Dialog mit der Gesellschaft sucht. Stiftungsratspräsident Hubert Steinke erklärt im Interview mit Rabe-Info, wie das gelingen soll.

RaBe Info: Herr Steinke, Sie sind Professor für Medizingeschichte an der Universität Bern und seit letztem Jahr Präsident des Stiftungsrates des Psychiatriemuseums. Dieses soll nun umstrukturiert und der heutigen Zeit angepasst werden. Weshalb ist eine solche Umstrukturierung notwendig?

Hubert Steinke: Das Museum ist mittlerweile 30 Jahre alt und präsentiert sich noch immer weitgehend im Gewand jener Dauerausstellung, die damals eingerichtet wurde. Das entspricht aber nicht mehr den heutigen Vorstellungen, wie man über psychische Gesundheit und Krankheit spricht.

Sie wollen das Psychiatriemuseum neu ausrichten, sowohl inhaltlich als auch in der Vermittlung. Wie genau sieht Ihre Vision für das neue Museum aus?

Das Museum soll sich so wandeln, wie sich Museen allgemein wandeln: Es soll nicht nur dozieren und Objekte zeigen, sondern mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen. Dafür braucht es einen partizipativen Prozess, den wir bereits gestartet haben. Wir sprechen mit vielen unterschiedlichen Institutionen und Personen – mit Menschen mit Psychiatrieerfahrung, aber auch mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedenster Interessengruppen. Gemeinsam wollen wir herausfinden, was ein solches Museum heute leisten soll.

Das Museumsgebäude auf dem Waldaugelände (Foto: © Psychiatrie-Museum Bern)

Das Museum wurde jahrelang vor allem durch Freiwilligenarbeit getragen. Nun streben Sie eine Professionalisierung der Strukturen an. Wie ist eine solche Umstrukturierung finanzierbar?

Das ist in der Tat eine Herausforderung. Klar ist: Am Ende braucht es eine Grundfinanzierung durch die öffentliche Hand, aber das ist ein längerer Prozess. Bis dahin benötigen wir eine Übergangszeit, in der wir uns projektbezogen finanzieren. Damit können wir sowohl die inhaltliche als auch die infrastrukturelle Aufbau- und Umbauarbeit leisten. Dafür stellen wir Anträge bei sehr unterschiedlichen Förderinstitutionen.

Ab wann könnte das neue Museum eröffnet werden?

Unser Wunsch wäre, dass wir 2030 im neuen Kleid mit einem erweiterten Angebot und einer breiteren Ausrichtung präsent sind.

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Um diesen Prozess auch öffentlich auszuhandeln, haben Sie eine Ausstellung im Kulturpunkt im PROGR kuratiert. Sie gibt Einblicke in die Ideen zur Neuausrichtung des Psychiatriemuseums. Begleitet wird sie von einer Gesprächsreihe: An mehreren Donnerstagabenden werden Themen rund um Psychiatrie und psychische Gesundheit diskutiert. Heute Abend geht es um Kunst und Psychiatrie. Weshalb ist dieses Thema so relevant für das Museum?

Das Museum verfügt über eine sehr bedeutende Sammlung von Kunstwerken, die von Menschen mit Psychiatrieerfahrung stammen – aus der Zeit zwischen 1880 und 1930, aber auch aus jüngerer Zeit. Diese Werke sind ein zentraler Referenzpunkt, gewissermassen eine raison d’être unseres Museums. Wir sind überzeugt, dass sie einen sehr guten Zugang eröffnen, um über Psyche, Gesellschaft, Erfahrungen und Erlebnisse von Menschen zu sprechen. Deshalb haben wir dieses Thema als Auftakt der Gesprächsreihe gewählt.

Hier das Interview im Audiobeitrag von Rabe-Info: