Das Leben als Ausstellung

von Urs Frieden 29. April 2019

Eine Ausstellung über das Alter? Mein Gott, muss das langweilig sein! Das Berner Generationenhaus beweist das Gegenteil.

Zuerst einmal ein Wort zum Ort: Das restaurierte Kellergewölbe im Untergeschoss des Berner Generationenhauses am Bahnhofplatz eignet sich perfekt für eine Ausstellung, egal zu welchem Thema. Es muss ja nicht immer Kirchenfeld sein…

Das hat sich vermutlich auch Till Grünewald, Leiter des Berner Generationenhauses, gedacht. Er holte mit Detlev Vögeli einen ausgewiesenen Spezialisten, mit neun Jahren Stapferhaus Lenzburg als Referenz. Die soeben eröffnete Ausstellung «forever young. Willkommen im langen Leben» ist das erste Resultat dieser Zusammenarbeit. Die Altersausstellung dauert ein Jahr. Und soll laut neuem BEGH-Konzept nicht die letzte sein.

«Nichts Neues mehr anfangen»

Wenn uns die Demografie überrumpelt und das Leben immer länger wird: Wie organisieren wir diesen erweiterten Lebenslauf? Welche Vorstellungen und Pläne haben wir für diesen Bonus Track? Detlev Vögelis Grossvater wollte nach der Pensionierung «nichts Neues mehr anfangen» und hat dann trotzdem noch 15 Jahre gelebt. Das unter anderem hat Vögeli bewogen, sich mit dem Altersbild auseinanderzusetzen.

Grundlage der Ausstellung bildet eine grosse Publikums-Umfrage mit sehr schönen Bild- und Tondokumenten. Da ist etwa ein FC-Bern-Junior zu hören, der nicht nur Fussballstar werden will, sondern auch Vater und Grossvater. Aber auch ein richtiger Fussballprofi, Benjamin Lüthi (ex-Thun und -GC), nahm an der Umfrage teil und gab seine Überlegungen preis.

Die unsterbliche Qualle

Auch der theoretische Teil kommt, sehr schön in der Sandsteinumgebung szenografiert, nicht zu kurz. Da ist etwa die Qualle zu sehen, die sich dank einer Anti-Ageing-Formel (nicht von L’Oréal) immer wieder verjüngt und deshalb unsterblich ist.

Aber wer möchte schon unsterblich sein? Doch, in der Umfrage gibt’s ein paar ZeitgenossInnen, die das möchten. Oder zumindest nicht abseits stehen, wenn das eines Tages normal wäre. 

Kurz, die multimediale Ausstellung hält, was sie verspricht: Sie zeigt, was wir gewinnen und verlieren mit dem Älterwerden, erzählt von der menschlichen Sehnsucht nach ewiger Jugend und fragt, was es braucht für ein gutes langes Leben in einer alternden Gesellschaft.