Ein grosses Projekt kündigt der Verein Gastwerk auf seiner Internetseite an: In Bern soll ein Hotel eröffnet werden, das geflüchteten Menschen Ausbildungs- und Arbeitsplätze bietet. Die Mitarbeitenden sollen ihren kulturellen Hintergrund einbringen dürfen und dabei ihre Potentiale entdecken und entfalten können. «Das ist natürlich ein Mammutprojekt», sagt Mojgan Kallenbach, «trotz intensiver Arbeit haben wir bisher aber leider noch keine geeignete Immobilie gefunden.» Die ehemalige Leiterin des Dolmetschdienst Comprendi ist Co-Präsidentin des Vereins Gastwerk und betont, dass sich Gastwerk aktuell in einer sehr wichtigen Phase befinde: «Wir bleiben in Bewegung, in dem wir vorerst kleinere Projekte planen, wie etwa das Durchführen von Events oder der Aufbau eines Caterings.» Das Fernziel sei aber die Eröffnung eines Hotels.
Gastwerk ist ein bottom-up Projekt von sozialen Innovatoren aus der Gesellschaft. Im Vorstand des Vereins sitzen sieben Personen mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen und Erfahrungen, darunter Menschen, die selbst Migrationshintergrund haben. Das sei auch ein Grundsatz von Gastwerk, erklärt Kallenbach. Man wolle mit dem partnerschaftlichen Ansatz geflüchtete Menschen auf allen Ebenen mit einbeziehen, denn bisherige Integrationsprojekte seien sehr häufig von einer hierarchischen Ungleichheit geprägt. «Wir wollen mit dem Verein Gastwerk erreichen, dass Migrantinnen und Migranten hier Anschluss finden und Ängste abbauen können, indem sie selbst entsprechende Integrationsangebote aktiv mitgestalten.» Dazu brauche es nun konkrete Angebote, um Arbeitserfahrungen zu sammeln und Ausbildungen anzubieten. Der Verein selbst ist gut vernetzt, was aktuell fehlt, ist die passende Infrastruktur: «Wir haben keine Mühe, einen Pool an Interessierten zusammenstellen, schwierig ist es, eine Immobilie für ein Hotel zu finden», meint Mojgan Kallenbach. Der Vorstand des Vereins arbeitet ehrenamtlich, der Kauf eines geeigneten Objekts wird durch ein Legat unterstützt.
Die Vision von Gastwerk sieht vor, im Hotellerie- oder Gastrobereich geflüchteten Menschen eine Ausbildung anbieten zu können. Dazu wolle man die Mitarbeitenden in bestehende Schulungsgefässe schicken und sie nebenbei fachlich und persönlich coachen. «Wir hoffen, dass wir so ein Netzwerk aufbauen können, das später einmal auch für die öffentliche Hand attraktiv ist», erläutert Kallenbach. Aktuell sei es wichtig, Rahmenbedingungen aufzustellen und im Dialog zu bleiben. So zum Beispiel auch am Workshop des Vereins Soziale Innovation Bern: Accelerator (SIBA), wo Gastwerk auf Akteure aus Privatwirtschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft traf. Aufwand dafür scheut der Verein nicht, man habe schon etwa 80 Gespräche mit Fachleuten aus diversen Richtungen geführt, sagt Kallenbach. «Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass wir dereinst dank einer passenden Immobilie das erarbeitete Wissen in Taten umsetzen können.»