Das Aus vor der Eröffnung: Kein Stadtteilbüro im Burgernziel

von Sabine Schärrer 3. März 2022

Seit über zehn Jahren besteht der Plan eines Büros für den Stadtteil IV in der Neuüberbauung Burgernziel. Vor zwei Jahren machte die Stadt eine politische Kehrtwende: Sie will keine Stadteilbüros mehr. Am 22. Februar hat die Quartierkommission das Büro definitiv beerdigt. In ihrem Kommentar nimmt Sabine Schärrer dazu Stellung.

2009 plante die Fürsorgedirektion, in jedem Stadtteil mindestens eine Anlaufstelle für Quartierangelegenheiten in Form eines Stadtteilbüros zu schaffen. In Übereinstimmung mit den Vorstellungen der Stadt brachte die Quartierkommission das Projekt für einen Raum von 30 m2 an bester Lage als Drehscheibe für Kontakt und Kommunikation in das Wettbewerbsprogramm für die Über­bauung am Burgernziel ein.

Für Einrichtung und Betriebsstart wurden – mit Beschluss des Gemeinderats – 30‘000 Franken in der Rechnung der Quartierkommission (QUAV4) zurückgestellt. Ganze 13 Jahre lang wurde diese Idee mit dem Projekt Überbauung Burgernziel weiterentwickelt und stünde nun ab Herbst 22 zur Verfügung. Kurz vor dem Start kriegt die QUAV4 aber kalte Füsse und verzichtet auf die Umsetzung, weil die ganze Sache zu riskant sei. Warum?

Stadt macht Kehrtwende

Die Stadt machte vor 2 Jahren eine Kehrtwende und erklärte, dass wenn ein solcher Ort geschaffen werden sollte, dies auf privater Basis geschehen müsse. Das vorhandene QUAV4-Geld hätte also erst einmal für eine 2-jährige Pilotphase gereicht.

Zudem setzt die städtische Gemeinwesenarbeit nur noch auf mobile Strukturen; wenn der an der Versammlung anwesende Quartierarbeiter der VBG ein lebhaftes Plädoyer gegen feste soziokulturelle Infrastrukturen hält, wird ja wohl etwas dran sein.

Die einschlägige Literatur fokussiert sich auf soziale Infrastrukturen.

Eigenartig nur, dass zurzeit die Stadt Zürich ihre entsprechenden Quartierinfrastrukturen ausbaut und sich die gesamte einschlägige Planer- und Städtebau-Fachliteratur stark auf die sozialen Infrastrukturen fokussiert. Dies in der Überzeugung, dass für zukünftige urbane und verdichtete Lebensformen eine gute Ausstattung mit sozialen Infrastrukturen unerlässlich sei. Man flüstert, dass Menschen eigentlich analoge Wesen seien. Vielleicht braucht es noch einige Workshops und Masterstudien bis diese Ansätze auch in Bern ankommen.

Schliesslich plant QUAV4 einen Digitalisierungsschub, die Mehrheit der Delegierten beurteilen physische Kontakt- und Informationsformen als nicht mehr zeitgemäss.

An eine allfällige – natürlich digitale – Beerdigung des QUAV4-Stadtteilbüros seien nebst dem Gemeinderat auch die unverbesserlichen Nostalgiker analoger Lebensformen herzlich eingeladen!