Für Andrea Wolfensberger läuft es glänzend dieser Tage. Gleich drei grosse Steine sind der Kindergärtnerin vom Herzen gefallen. Erstens, die Betreiberin der Waldspielgruppe «Chindertroum» am Steinhölzliwald hat vom Jugendamt schriftlich: «Ich darf jetzt täglich öffnen.» Dies war lange ihr Wunsch und kommt auch der grossen Nachfrage der Eltern im Quartier entgegen. «Damit sind wir die erste reine Waldkita in Bern», freut sich Wolfensberger, die den «Chindertroum» seit 11 Jahren privat betreibt. Betreut und gekocht wird bei jedem Wetter im Wald
Waldkitas sind derzeit im Kanton Bern nicht bewilligungspflichtig. «Aber es wird bald eine Gesetzesänderung geben; ich wurde zur Mitarbeit angefragt», sagt Wolfensberger.
In der Elfenau gibt es zudem eine Waldkita, die an den Verein Kindertagesstätten Murifeld angeschlossen ist und bei schlechtem Wetter im Pfadiheim Elfenau eine feste Anlaufstelle hat.
Stadtbauten lenken ein
Das Problem mit der Bürokratie löste sich fast von selbst. Der Chindertroum kann bald mit dem Um- und Ausbau seiner Räume im früheren Kiosk an der Bushaltestelle Dübystrasse beginnen. Die Liegenschaft gehört den Stadtbauten Stabe, die sich zunächst schwertaten, das Gesuch von Andrea Wolfensberger zu bearbeiten.
Zur Vorgeschichte: Stabe stimmten im vergangenen Frühjahr zwar dem Umbau inklusive Abbruch zweier uralter WCs zu, wollten dies aber allein ausführen und lehnten Eigenleistung aus Sicherheits- und Haftungsgründen ab. Dazu stellten Stabe Kosten von bis zu 30 000 Franken in Aussicht, was die Waldspielgruppe über einen höheren Mietzins nicht hätte tragen können.
«Einen Teil der Kosten übernimmt Stabe, den kleineren Anteil darf die Mieterin in Eigenleistung erbringen.»
Adelmo Pizzoferrato, Stadtbauten
«Nun ging es auf einmal ganz schnell, und es ist doch keine Baubewilligung nötig», sagt sie. «Stabe führt Unterhaltsarbeiten aus», sagt Projektleiter Adelmo Pizzoferrato nüchtern. Dabei werde ein Teil der Kosten von Stabe übernommen und anschliessend auf die Miete aufgeschlagen. «Den kleineren Anteil darf die Mieterin als Eigenleistung erbringen», erläutert er. Weiter möchte sich Pizzoferrato zu dem Bauvorhaben nicht äussern. Trotz Umdenken bei Stabe bleibt das Thema Eigenleistung das Einzige, worüber noch verhandelt werden muss. «Sonst ist alles parat, die Offerten sind da, wir könnten morgen mit den Bauarbeiten beginnen», sagt Wolfensberger.
Der Elefant muss weichen
Problem Nummer drei ist ebenfalls vom Tisch. Lange hatte sich Andrea Wolfensberger an den maroden Spielgeräten insbesondere an dem blitzgefährlichen Elefanten auf dem Spielplatz direkt vor dem «Chindertroum» gestört. Im Herbst wird alles saniert und aufgewertet. Der Gemeinderat investiert 285 000 Franken in neue Geräte.
Derzeit führt Wolfensberger Bewerbungsgespräche – bis Ende Monat sollen die neuen Betreuerinnen und Betreuer feststehen. Ab April wird die Waldkita ihr Angebot erweitern und kann bis zu 45 Kinder betreuen. Noch Zukunftsmusik sind die erweiterten Öffnungszeiten: «Da sind wir dran und wir wollen auch gerne Übernachtungen anbieten.»