Bescheidenheit als Merkmal der «Berner Architektur»

von Beat Kohler 9. April 2013

Das Geld reicht nicht für einen Prunkbau. Aber immerhin sollen dem Stadttheater nach dem vorliegenden Projekt 45 Millionen Franken für die notwendigen Sanierungen zugesprochen werden. Die Bernerinnen und Berner werden im November über ihren Anteil von rund 19 Millionen Franken abstimmen.

Bescheiden, sanft, minimal. Die Adjektive, mit welchen die Verantwortlichen die Sanierung des Berner Stadttheaters ankündigten, sollen Zurückhaltung und Beschränkung vermitteln. Dennoch braucht es gemäss dem Projekt 45 Millionen Franken um die notwendigsten Anpassungen vorzunehmen. Dabei geht es in erster Linie um Anpassungen hinter der Bühne. Die Technik muss auf einen neuen Stand gebracht werden, damit ein sicherer Betrieb weiterhin gewährleistet werden kann. Ohne Sanierung ist dies nicht möglich, wie Benedikt Weibel, Präsident des Stiftungsrates Konzert Theater Bern, vor den Medien im Kornhausforum ausführte. Ursprünglich war ein Baubudget mit einer Obergrenze von 61 Millionen Franken beantragt worden, womit Technik und Garderoben hätten erneuert und modernisiert werden sollen, wie Stadtpräsident Alexander Tschäppät in Erinnerung rief. Die Finanzierungsträger – Kanton, Stadt und Regionsgemeinden – haben diesen Betrag auf 45 Millionen Franken zusammengekürzt und gleichzeitig den Auftrag gegeben, mit diesem Geld auch gleich noch den Publikumsbereich zu erneuern. «Der Auftrag wurde erfüllt», zeigte sich Tschäppät überzeugt. Herausgekommen ist für den Stadtpräsidenten eine typische «Berner Architektur», welche aus einem bestehenden und funktionierenden Theater das Beste heraushole.

Nicht alle sind solidarisch

Bisher haben 17 Gemeinden ihre Beträge in einer Gesamthöhe von rund 2 Millionen Franken bewilligt. 19 Gemeinden haben ihn abgelehnt, woraus ein Fehlbetrag von rund 400’000 Franken entsteht. Weibel geht davon aus, dass am Ende 1 bis 1,5 Millionen Franken bei den Beiträgen der Gemeinden fehlen werden. Damit wären die im Projekt enthaltenen Reserven bereits aufgebraucht. Werden in einem Teil die Kosten überschritten, müssen sie bei einem anderen Teil eingespart werden. Dank der Aufteilung des Projekts in verschiedene Module und in zwei Bauphasen sowie dank einer sehr straffen Projektführung, «bin ich überzeugt, dass wir finanzielle Überraschungen vermeiden können», so Weibel.

«Ich bin überzeugt, dass wir finanzielle Überraschungen vermeiden können.»

Benedikt Weibel, Präsident des Stiftungsrates Konzert Theater Bern

Den grössten Brocken an die Finanzierung steuert der Kanton bei – insgesamt 21 Millionen Franken. Rund 10 Millionen sind bereits aus dem Lotteriefonds zugesagt. Der grosse Rat wird im November über weitere 8,62 Millionen befinden. Dies nachdem die Stimmbevölkerung Stadt über ihren Beitrag von 19,05 Millionen Franken abgestimmt hat. Tschäppät zeigte sich zuversichtlich, dass trotz der schwierigen Finanzlage die notwendigen Kredite gutgeheissen werden. Sehr zuversichtlich zeigt er sich auch bezüglich eines Beitrages seitens der Burgergemeinde. Diese will 5 Millionen zum Projekt beisteuern, aber dabei selber bestimmen, wofür dieses Geld eingesetzt wird. Es werde nicht so sein, dass die Burgergemeinde die Lücke für die Gemeinden fülle, welche ausscheren.

Stadttheater kommt vors Volk

Der Stadtpräsident und der Stiftungsratspräsident äusserten sich beide zum Vorwurf, warum in den letzten Jahren nicht über höhere Mieten Rückstellungen vorgenommen worden sind, um diese Sanierungen zu finanzieren. Für Tschäppät wäre dies in unserem politischen System absolut unüblich. Wenn eine Gemeinde ein Schulhaus saniert, macht sie dies auch mit einem Kredit und nicht über vorhergehende Rückstellungen in der laufenden Rechnung, machte Tschäppät einen Vergleich. Es sei zudem politisch sinnvoll, einen solchen Kredit vors Volk zu bringen: «So können sich Bürgerinnen und Bürger nach einer gewissen Anzahl Jahre  frei dazu äussern, ob sie mit einem solchen Haus weitermachen wollen oder nicht», so Tschäppät. Wenn das Stimmvolk und der Grosse Rat Nein zu den Krediten sagen, dann will der Stadtpräsident überprüfen, wie und wo dieses Haus weiter betrieben werden soll oder kann.