Mitreden, mitentscheiden, mitarbeiten: Die erste Berner Lebensmittelkooperative mit eigenem Laden hat an der Tscharnerstrasse beim Eigerplatz ihre Tore geöffnet. «Güter» Foodcoop verfolgt mit pragmatischen Mitteln ein radikales Ziel, nämlich die Demokratisierung der Wirtschaft.
Welche Produkte von welchen Produzierenden gekauft und wieder verkauft werden, entscheiden die mittlerweile über 200 Genossenschafter*innen gemeinsam. Dazu wurde ein Leitfaden erarbeitet, zentrale Kriterien sind unter anderem Saisonalität, Ökologie und Nachhaltigkeit, Regionalität und Arbeitsbedingungen.
Einkaufen bei «Güter» kann nur, wer Genossenschaftsmitglied ist. Es muss ein Anteilsschein à 50 Franken erworben werden, wobei ein Solifonds aushilft, wenn das nicht geht. Zudem arbeiten alle Genossenschafter*innen mindestens 2.45 Stunden pro 4 Wochen im Laden mit, bedienen die Kasse, räumen die Ware ein, putzen und helfen anderen Mitgliedern bei Fragen.
Lebensmittelkooperationen gibt es in Bern bereits vereinzelt. Bei der Främslerei beispielsweise machen die Mitglieder drei Mal pro Jahr gemeinsam Bestellungen bei ausgewählten Produzierenden, dann wird alles zum Q-Hof in der Lorraine gebracht und die Leute holen ihre Sachen dort ab.
«Güter» Foodcoop hat sich entschieden, einen Schritt weiterzugehen und einen Laden zu eröffnen, weil die Genossenschaft neben dem politischen Ziel, die Wirtschaftskreisläufe neu zu denken und zu gestalten, auch soziale Ziele verfolge. Das Gemeinschaftliche und das regelmässige Beisammensein sei ein ebenso wichtiger Teil des Projektes. So soll das Ladenlokal den Mitgliedern auch abseits der Öffnungszeiten für Sitzungen, Treffen und andere Projekte zur Verfügung stehen.
Zudem entstehe durch das Ladenlokal mehr Raum, um «Güter» weiterzuentwickeln. Von einem Lieferdienst bis zur Kita schwirren bereits viele Ideen im Raum, zudem soll die Trägerschaft diverser werden.
Zwei Jahre lang hat die kleine, wachsende Gruppe an «Güter» Foodcoop getüftelt und gearbeitet, um nun endlich den neuen Laden eröffnen zu können. Beeindruckt habe ihn insbesondere zu sehen, dass viele Menschen gemeinsam etwas erschaffen können, was man alleine niemals schaffen würde, sagt Gründungsmitglied Hannes Schertenleib.