Berns erste Synodalratspräsidentin

von Rita Jost 18. August 2020

Die 57-jährige Judith Pörksen Roder wird erste Synodalratspräsidentin im Kanton Bern. Sie wurde von der Synode am Dienstag mit 108 Stimmen als Nachfolgerin von Andreas Zeller gewählt. Ihr Gegenkandidat Cédric Némitz aus Biel erhielt 70 Stimmen.

Die Theologin Judith Pörksen arbeitete von 1994 bis 2008 als Pfarrerin in Bern-Bümpliz. Als Vertreterin der unabhängigen Fraktion war sie vor zwei Jahren in die Kirchenregierung (Synodalrat) gewählt worden. Nun wird sie die Kirchenexekutive ab Anfang Oktober präsidieren. In ihrer Dankesrede betonte Pörksen, dass sie ihre Wahl auch als Wertschätzung an die Frauen betrachte. Aber sie sagte auch: «Ich bin dankbar für jede Person, die sich in der Kirche engagiert. Es braucht alle. Sie sind der Wert der Kirche.»

Männerbastion gefallen

Mit Judith Pörksen ist eine weitere, lange Zeit scheinbar uneinnehmbare Männerbastion gefallen: das Präsidium des Synodalrats. Als erstes weibliches Mitglied in die siebenköpfige Regierung der Berner Kirche wurde 1977 Hanni Lindt-Loosli gewählt. Sie blieb jahrelang die einzige Frau in der Exekutive. Schon 1961 hatte sie mit einer Motion gefordert, dass Frauen ins Pfarramt gewählt werden dürfen. 1965 stimmten die männlichen Stimmberechtigten dieser Revision zu. Kurz darauf wurde die Verfassung der reformierten Kirche entsprechend geändert. Und noch im gleichen Jahr wurde im Kanton Bern die erste Pfarrerin gewählt. Im letzten Oktober ist Hanni Lindt, die lebenslange Kämpferin für die Gleichstellung der Frauen in der Kirche, mit 93 Jahren gestorben.

Der unterlegene Kandidat für das Präsidium, der Bieler Cédric Némitz, Theologe und TV-Journalist, wäre seit 40 Jahren wieder einmal ein Vertreter der Romands gewesen. Der Politiker – er ist seit 2012 Bieler Gemeinderat und Vizepräsident der SP – wurde von der jurassischen Fraktion in der Synode portiert. Die Romands stellten seit 40 Jahren keinen Synodalratspräsidenten mehr, was bei aller Freude über die erste Synodlaratspräsidentin für die Vertreter aus dem Jura einen Wermutstropfen darstellte.