Progressive Kantone müssten vorangehen und in die Zukunft investieren, argumentiert die SP. Eine Elternzeit stärke die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Gleichstellung, indem sie für eine gerechtere Aufteilung der Care-Arbeit sorge. Gemäss Anna Tanner, Co-Präsidentin der SP Kanton Bern und Fachberaterin Opferhilfe stärkt die Elternzeit aber auch die psychische Gesundheit von Eltern. Mehr gemeinsame Zeit mit der Familie wirke stressreduzierend und wirke so auch häuslicher Gewalt entgegen.
Engagiert für eine Elternzeit sind auch die Berner Grünliberalen. Gleichwohl haben sie zur SP-Initiative die Nein-Parole beschlossen. Die Grünliberalen wollen keinen kantonalen Alleingang und setzen auf eine nationale Lösung. Zudem stört sie an der SP-Initiative, dass die beiden Elternteile nicht gleich in die Pflicht genommen werden, womit auch das traditionelle Rollenmodell nicht durchbrochen werde, sagt Marianne Schild, Berner Grossrätin der Grünliberalen.
Gemäss Initiative sind je 6 Wochen für jeden Elternteil reserviert, die restlichen 18 Wochen dürfen frei verteilt werden.
Die Grünliberalen wollen jedoch eine Elternzeit, die beiden Elternteilen je zur Hälfte zur Verfügung steht.
Gemäss Anna Tanner hat sich die SP bewusst für ein flexibleres Modell entschieden, um neben der Förderung der Gleichstellung durch die 6 Wochen auch die persönlichen Umstände von Familien zu berücksichtigen.
Mehr gemeinsame Zeit mit der Familie wirke stressreduzierend und wirke so auch häuslicher Gewalt entgegen.
Weiter stört die Grünliberalen an der aktuellen Vorlage, dass die Elternzeit bis zum Eintritt des Kindes in den Kindergarten bezogen werden kann. Wenn die Erwerbtätigkeit bereits wieder laufe und die Kinder schon fast in der Schule seien, bringe eine Elternzeit gesellschaftlich nichts mehr. Dann seien dies einfach Ferien, mitfinanziert durch kinderlose Personen, so Marianne Schild. Anna Tanner wehrt sich vehement gegen diesen Vorwurf einer «Ferien-Initiative». Wer bereits Kinder grossgezogen habe, wisse sehr wohl, dass dies mit Ferien herzlich wenig zu tun habe. Kinder aufziehen von Geburt bis zur Selbständigkeit sei eine Riesenarbeit und sollte entsprechend honoriert werden, so Tanner.
Der Berner Regierungsrat hat sich gegen die Initiative ausgesprochen und argumentiert insbesondere mit finanziellen Gründen. Er rechnet mit Mehrkosten von bis zu 200 Millionen Franken, wenn der Kanton Bern die Elternzeit im Alleingang einführt. Laut Marianne Schild ist dies kein Hauptargument der Grünliberalen gegen eine kantonale Elternzeit. Gleichwohl ist sie der Meinung, dass sich die Elternzeit im Endeffekt selber finanzieren sollte, durch eine Erhöhung der Erwerbstätigkeit und der Steuereinnahmen. Dies gelinge bei einer schweizweiten Einführung eher, ist Schild überzeugt.
Der Berner Regierungsrat hat sich gegen die Initiative ausgesprochen und argumentiert insbesondere mit finanziellen Gründen.
Anna Tanner ihrerseits verweist bezüglich der Finanzierbarkeit auf zwei Punkte. Erstens sei es wichtig sich zu überlegen, in welchen Bereichen man finanziell die Prioritäten setzen wolle. Der Kanton Bern habe kürzlich eine halbe Milliarde Franken für neue Strassen gesprochen. Die SP ihrerseits wolle lieber mehr Geld in Familie und Kinder investieren. Zudem zeigten Studien, dass die Einführung einer Elternzeit sich aufgrund zusätzlicher Erwerbstätigkeit und Steuereinnahmen längerfristig volkswirtschaftlich ausbezahle, so Tanner.