Vom Dorfplatz des Tscharnerguts gingen wir los. Es war meine erste Demo, an der Kinder unter zehn Jahren die Mehrheit bildeten. Kinder mit heller Haut, Kinder mit dunkler Haut, alle munter unterwegs. Ihre Mütter waren dabei und hatten diskret den Verkehr im Auge.
Ich war der älteste Mann, der mitdemonstrierte, was mich nicht erstaunte: Männer, die älter werden, haben es nicht nötig, gegen Rassismus zu sein. Ihre Lebenserfahrung hat sie gelehrt: Es genügt, nicht explizit dafür zu sein und sich seine Sache zu denken. Eine junge Frau, der das Kopftuch gut stand und ein strahlendes Lachen hatte, trug ein kleines Transparent vor sich hin: «Ich bin Muslimin. / Ich bin ein Mensch. / Kein Aber.»
Am Kreisel Keltenstrasse/Schwabstrasse gab’s einen Halt. Zwischenzeitlich einmal flogen 17 grüne Ballone davon, auf denen stand «Bern West gegen Rassismus». Kurz darauf traf von Bümpliz her ein zweiter Zug ein. So waren wir doppelt so viele, als wir durch die Werkgasse Richtung Autobahn zogen. Aber viele waren wir nicht.
Manchmal brauchten wir die ganze Breite der Quartierstrasse. Als eine gepflegte ältere Dame sich demonstrativ windend an drei plaudernden, dunkelhäutigen Knirpsen mit grünen Ballonen vorbeiwand, zischte sie giftig: «Mindeschtens düreloo chönnte si eim!» Das ist also die Sprache, die diese Knirpse werden lernen müssen, wenn sie später hier dazugehören wollen.