Bern in Bildern

von Tamara Reichle 5. Dezember 2023

Die Fotos von Tamara Reichle (25) haben den «Hauptstadt»-Brief durch den November begleitet. Zum Abschluss zeigen wir die ganze Bilderserie – und sie stellt sich kurz vor.

«Mein Tag beginnt früh und hektisch. Schlaftrunken und knapp in der Zeit eile ich über die grosse Schanze zum Lift, der zu den Gleisen führt und fahre an meinen Arbeitsort in Zürich. Mehr als einen kurzen Moment der wunderschönen Morgendämmerung auf der Schanze erwische ich dabei nicht.

In den letzten Wochen war das Wetter grossartig, und die Sicht auf die Berge beeindruckend. In diesen Momenten dachte ich mir, dass ich diese Tageszeit gerne noch etwas länger geniessen würde – bis die Sonne hinter dem Horizont hervorkriecht und die Stadt langsam zu leben beginnt. Aus der Motivation, diese Morgendämmerung vollständig zu erleben, sich Zeit zu nehmen und das Erwachen der Stadt zu dokumentieren, entstand diese Fotoserie.

Alle Fotos wurden in den frühen Morgenstunden derselben Woche aufgenommen. Die Lichtverhältnisse und Umgebungsfarben sorgen bereits für eine Verbindung zwischen den Bildern. Ausserdem fällt auf, dass auf den meisten Bildern Menschen zu sehen sind. Anhand von diesen Morgenstunden wollte ich auch dokumentieren, was die Menschen in Bern so tun. Einige arbeiten bereits hoch über den Dächern, andere gehen mit ihren Vierbeinern entlang der Aare spazieren, während wiederum andere auf der grossen Schanze die ersten Sonnenstrahlen einfangen, bevor sie im altehrwürdigen Hauptgebäude der Uni verschwinden.

Mir gefällt besonders das Bild auf der Lorrainebrücke mit dem Mann im orangefarbenen Reinigungsanzug. Nicht wegen der Bildkomposition oder der Lichtverhältnisse, sondern wegen der Geschichte, die es erzählt. Ehrlich gesagt hätte ich eine komplette Serie über das Reinigungspersonal der Stadt machen können. Immer wieder hatte ich diese Menschen vor der Linse, die bereits seit einigen Stunden wach waren und die Stadt für den Tag vorbereiteten. In ihren orangefarbenen Anzügen fügten sie sich perfekt in die herbstliche, orange gefärbte Umgebung ein. Diese Beobachtungen haben mir wieder einmal bewusst gemacht, dass die Stadt zu einem grossen Teil wegen der Arbeit dieser Menschen so schön ist und bleibt.

Ich würde gerne behaupten, dass ich immer mit offenen Augen durch die Stadt gehe. Aber in den Alltagsroutinen vergesse ich manchmal, genau hinzusehen. Daher nehme ich mir gelegentlich die Zeit, bewusst durch ein Quartier zu spazieren oder mich beispielsweise in den Botanischen Garten zu setzen. Wenn ich dann in einer kleinen Gasse ein charmantes Café entdecke, von der Kornhausbrücke aus auf die blaue Aare schaue oder zufällig eine*n Bekannte*n treffe, wird mir klar, warum Bern meine Wahlheimat ist. Dann fällt mir auf, wie gelassen die Stadt und ihre Menschen wirken und welchen Dorfcharakter sie hat, während man gleichzeitig viel Kultur und Events entdeckt.»

Die Wahlbernerin Tamara Reichle ist Multimediaproduzentin und macht im Moment ein Praktikum beim SRF in Zürich.

(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
(Bild: Tamara Reichle)
Es werde Licht. (Bild: Tamara Reichle)