Wie es sich für eine Bewegung von unten gehört, sind die Mitglieder von Transition Bern zunächst alle ehrenamtlich für die Organisation tätig und dementsprechend viel beschäftigt. Trotzdem erklärt sich Michael Bock gerne bereit, mich zu treffen. Der ausgebildete Klimaphysiker hat vor kurzem eine neue Stelle beim Bundesamt für Umwelt angetreten, daneben ist er, als Mitgründer, bei Transition Bern aktiv. «Transition ist mehr eine Party als eine Protestbewegung», erklärt er mir den Gedanken hinter der Städteinitiative, die ihren Anfang 2006 in England nahm. Unter dem Druck des rasch zunehmenden Klimawandels und des enormen Verbrauchs fossiler Brennstoffe formierte sich eine Bewegung, die ihre Hoffnungen weniger in Politik als in konkrete Massnahmen engagierter Bürgerinnen und Bürger steckt.
Nicht ganz offiziell
Von England aus verbreitete sich die Idee über das Festland Europas auch auf andere Kontinente, heutzutage existieren über 1000 sogenannte Transition Initiativen weltweit. Auch Bern gehört dazu, obwohl Michael Bock relativiert: «Transition Bern ist momentan keine offizielle Transition Town. Wir erfüllen zwar alle Bedingungen und haben die benötigten Transition-Kurse besucht, allerdings wünschen wir uns vor dem entscheidenden Schritt 5-10 weitere Personen, die sich wirklich hingeben und bereit sind, die entsprechende Zeit zu investieren.» In Bern werden etwa Kurse und Informationsanlässe durchgeführt zum Thema Nachhaltigkeit und schonender Ressourcenverbrauch, einige aus der Gruppe engagieren sich auch auf dem gemeinschaftlich gepflegten Bio-Feld «radiesli» in Worb und transportieren Güter mit dem solidarischen Lastenvelo (SoLaVelo). Michael Bock ist überzeugt, dass die Transition-Initiative eine Innovation darstellt, die im Raum Bern durchaus benötigt wird: «Transition definiert sich stark über diese positiv formulierte Philosophie, zudem sehen wir die Netzwerkaufgabe als wichtiger Kerngedanke. Mit der Internet-Plattform von Transition soll ja auch verwandten Projekten die Möglichkeit gegeben werden, sich dort zu verlinken und so der Öffentlichkeit zu präsentieren.»
In kleinen Schritten
Aktuell wird beispielsweise ein Handbuch für Bern entworfen, das es unter dem Namen «Transition Streets» bereits für England und Deutschland gibt, die Bedürfnisse der Stadt Bern aber nicht erfüllt. Mit dem Buch sollen Nachbarschaftsgruppen angesprochen werden, die anhand von diesem selbstständig zu mehr Nachhaltigkeit im Privaten finden sollen. Das Ganze kann einerseits als Anleitung zu einem ökologischen Lebensstil dienen, aber auch die Gelegenheit eröffnen, mehr Zeit mit den Menschen zu verbringen, mit denen wir unsere unmittelbare Umwelt teilen. «Bei Transition geht’s darum, in kleinen Schritten das zu tun, was möglich ist und sich selbst weiterzuentwickeln», erzählt Bock, «denn genau das macht Spass und bringt lehrreiche Erfahrungen.»
Mehr Sichtbarkeit
Als praktisch globale Bewegung mit zahlreichen Ablegern darf man sich Transition zwar keinesfalls als homogene Einheit vorstellen, Austausch zwischen den einzelnen Initiativen gibt es aber trotzdem: «International haben wir immer wieder Kontakt zu Bielefeld oder anderen Städten in Deutschland und Österreich. In der Schweiz tauschen wir uns mit Basel und Transition Zürich aus. Es gibt aber auch Initiativen mit ähnlichen Beweggründen und anderem Namen, wie das Forum Jegenstorf, oder das DANACH Netzwerk, mit denen wir lose vernetzt sind.»
Die aktuell grösste Schwierigkeit bei Transition Bern ist das Gewinnen von zusätzlichen Aktiven und Mitmachenden, um weitere Projekte in Angriff zu nehmen. Dies kann aber nur gelingen, wenn die Initiative in Bern auch an Sichtbarkeit gewinnt. Dafür verteilen die Aktiven Flyers, veranstalten Filmabende und sind an öffentlichen Anlässen präsent. Alles mit dem Ziel, noch mehr engagierte Bürgerinnen und Bürger anzusprechen, die sich der gemeinschaftlichen Nachhaltigkeit mit Freude nähern wollen.
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Webseite: www.transitionbern.ch
(Nächste Veranstaltung: Apfelernte in der Länggasse, 15.10.2016 ab 10 Uhr)
Kontakt: [email protected]
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