Er sitzt hinter der Schaufensterscheibe und ist ganz in seine Arbeit vertieft. Mit sicheren und präzisen Bewegungen führt er seine geschliffenen und polierten Schneidwerkzeuge. Das Holzstück, welches er bearbeitet, nimmt langsam Form an. Aus dem grob vorgesägten Klotz entsteht eine Figur – in diesem Fall ein Esel.
Dieser gehört zum klassischen Ensemble einer Krippe. Genau solche stellt Holzbildhauer Markus Flück her. «Die Passanten schätzen es, dass solche Figuren noch in dieser Art hergestellt werden», stellt er bei seiner Tätigkeit fest. Immer wieder bleiben Leute stehen und schauen ihm zu. Normalerweise arbeitet er im Schnitzlerdorf Brienz, als Geschäftsführer in der Werkstatt von Huggler Holzbildhauerei, der Adresse für Holzkrippen. Er ist der Einladung des Warenhauses Loeb gefolgt und zeigt sein Kunsthandwerk noch bis am 24. Dezember in Bern. Denn zumindest in der Vorweihnachtszeit hat Kunsthandwerk auch in Bern einen goldenen Boden.
Das ist doch tröstlich, versöhnlich, wenn nicht gar ein wenig besinnlich. Bei der anhaltenden Debatte über die Schwerfälligkeit des Kantons Bern, die in ihrem unproduktiven Hinterland liege, ist es nicht selbstverständlich, dass Fertigkeiten aus den Randregionen beim urbanen Publikum einen solchen Anklang finden. Die Finanzkommission des bernischen Grossen Rates ist sich des Wertes der Holzbildhauerei offenbar auch bewusst. Mit ihrem heute kommunizierten Entscheid beantragt sie dem Grossen Rat, den Ausführungskredit von 7,96 Millionen Franken für die Sanierung der Schule für Holzbildhauerei in Brienz zu genehmigen. «Die Schule ist einmalig in der Schweiz», hält die Finanzkommission fest.