Alltag - Kolumne

Auch wir Feiglinge werden alt

von Peter Steiger 11. November 2025

Alt.Mann.Bern. Wie werden wir Normalos alt? Unser Kolumnist wollte das herausfinden. Vorab: Die Zeichen des Alters sind mal subtil wie ein laues Lüftchen, mal nervig wie ein Presslufthammer.

«Alt werden ist nichts für Feiglinge.» Das ist der Titel eines Buches des Schauspielers und Moderators Joachim Fuchsberger (1927-2014). Das Buch ist lesenswert. Aber der Titel enthält nur die Hälfte der Wahrheit. Auch Feiglinge werden alt.

Joachim Fuchsberger dachte nicht an einen weissen Ritter, der durch unsere Lebensdämmerung reitet. Aber es ist schon bemerkenswert, mit welchen Begriffen man das Alter verbindet. «Helden», wie Fuchsberger ironisch meint? Kaum. Seit jeder Schütteler, der für die Nati ein Goal schiesst zum Helden emporgestemmt wird, hat der Held viel von seinem Glanz eingebüsst. Alter, da denkt man weder an Schütteler noch an Helden, sondern an Gesundheitsschuhe, Hörgeräte, Inkontinenzwäsche, Seniorenteller.

Die Zeichen des Alters sind mal subtil wie ein laues Lüftchen, mal nervig wie ein Presslufthammer. In der Apotheke erkannt und mit dem eigenen Namen begrüsst zu werden, ist nett und ohne Beschwerden zu verdauen. Wenn uns im Bus die Passagiere ihren Sitzplatz anbieten, ist das zwar immer noch nett, aber schon schwerer zu ertragen.

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Altern geht so: Ich liege im Bett und nichts, wirklich nichts, tut weh. «Hau drauf», denke ich bei all meiner Sorglosigkeit. Dann stehe ich auf und gebe Gas. Doch schon nach ein paar Schritten merke ich, dass meine jetzige Welt doch nicht so ist, wie sie ehedem war. Bald bin ich denn auch so müde wie ein Karussellpferd nach einem langen Tag.