Auch «BärnToday» gibt auf

von Willi Egloff 13. November 2024

Die CH Media AG stellt von einem Tag zum andern ihre sechs regionalen Today-Portale ein. Auch die Plattform «BärnToday» wird nicht mehr weiter betrieben.

Im Sommer 2015 startete die CH Media AG in der Ostschweiz ein neues Konzept für Regionalmedien: Ein regionales Radio und ein regionaler Fernsehsender wurden mit einer Online-Plattform verbunden, über welche die gesendeten Inhalte zweitverwertet wurden. Das Geschäftsmodell ging davon aus, dass diese Plattformen über die darauf verbreitete Werbung finanziert werden könnten.

Auf die Ostschweizer «FM1Today»-Plattform folgten die Plattformen «PilatusToday», «ArgoviaToday», «ZüriToday», «BärnToday» sowie die auf Solothurn und den Oberaargau ausgerichtete Plattform «32Today». In den Regionen, in welchen die CH Media AG auch Zeitungen herausgab, lieferten auch diese Inhalte für die jeweilige Today-Plattform. Die Berner Plattform ging im Sommer 2022 in Betrieb (Journal B berichtete). Als Inhaltslieferanten fungierten Radio Bern 1 und Telebärn, die ebenfalls beide der CH Media AG gehören.

Fehlende Werbeeinnahmen

Laut Medienmitteilung der CH Media AG werden die Plattformen eingestellt, weil sie die notwendigen Werbeumsätze nicht erreichten. «Die Umsatzentwicklung ist rückläufig, und wir sehen keinen Weg, die Today-Portale in absehbarer Zeit kostendeckend zu betreiben», schreibt die Betreiberfirma. Als Folge dieses Entscheides verlieren 34 Personen ihre Stelle.

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Nach schweizerischem Arbeitsrecht muss bei einer Massenentlassung, wie sie hier vorliegt, vorgängig die Arbeitnehmervertretung konsultiert werden. Laut Aussagen der Betreiberfirma hat ein solches Konsultationsverfahren betriebsintern stattgefunden, und 22 Mitarbeitenden werden Ersatzlösungen in andern CH-Media-Betrieben angeboten. Damit gibt sich die für diese Branche zuständige SGB-Gewerkschaft Syndicom allerdings nicht zufrieden. Sie protestiert in einer öffentlichen Stellungnahme vehement gegen dieses geheime Konsultationsverfahren unter Ausschluss der betroffenen Gewerkschaften.

Kommentar: Ein weiterer Schlag gegen den Lokaljournalismus

Die Schliessung der Today-Portale ist ein weiterer Schlag gegen den Lokaljournalismus. Neben den radikalen Abbaumassnahmen bei der Tamedia AG, welche die fusionierten «Bund/BZ»-Zeitungen herausgibt, und den nur wenige Jahre zurückliegenden Stellenstreichungen bei der gleichen CH Media AG wird jetzt ein weiteres Mal das Angebot an lokaler und regionaler Information zusammengestrichen. Weil der Lokaljournalismus in der Perspektive der grossen Medienkonzerne nicht die erhofften Umsätze generiert, wird er schrittweise abgeschafft.

Wer heute die «BärnToday»-Plattform besucht, wird auf die ebenfalls von der CH Media AG betriebene Plattform watson.ch umgeleitet. Allerdings ist das eine gesamtschweizerische Plattform, welche ihren Fokus auf gesamtschweizerisch interessierende Themen legt. Eine regelmässige Berichterstattung über politisch relevante Ereignisse in der Region Bern ist dort nicht zu finden. Nach der jetzigen Entlassung der Journalistinnen und Journalisten, die für «BärnToday» tätig waren, wird diese Berichterstattung mit Sicherheit noch wesentlich dürftiger ausfallen als bisher.