«Markus Zürcher ist als Künstler Künstler geblieben. Unbeirrt und beharrlich, ebenso unerbittlich wie schalkhaft. Immer hatte er etwas zu tun, selbst wenn er nichts tat, immer hatte er noch nicht alles getan, selbst wenn er für einmal fertig war. Dabei tat er immer nur zuverlässig sein Ding. Wie kaum jemand konnte er sagen: Was ich getan habe, habe ich getan.
Was er getan hat, war indes nicht für ihn allein. Obwohl er seine Arbeiten im Grunde am liebsten bei sich behielt. Er war ein Künstler, der seinen Sammlern schon mal Werke, die sie unbedingt haben wollten, um keinen Preis verkaufte – das machte sie glücklich.
Markus Zürcher glaubte an sich, auch als der Erfolg auf sich warten ließ, und wusste, dass er als Künstler Recht behalten würde. Er war versessen auf selbstgesetzte Regeln, die er ironisch transzendierte und kunstvoll verwirbelte. Die Kunst war ihm keineswegs heilig. Er hatte von ihr eine hohe Meinung und wusste um ihre Bedeutung. Nie wäre er auf die Idee gekommen, einen Stein und das Bild eines Steins zu verwechseln.
Man kann nicht sagen, dass Markus Zürcher die Kunst verehrt hätte, vielmehr liebte er Kunstwerke, eigene wie fremde. Nebst Humor hatte er ein gutes Auge. Dabei ließ er die anderen leben, die Schwachen, die Angeber, aber auch die Starken und die Erfolgreichen. Er leistete sich möglichst viel Autonomie, war ungern pflegeleicht. Was er in die Welt setzte, setzte er der Welt entgegen. Sein Werk war nicht für den Betrieb gemacht. Robert Walser hätte gesagt, es sei für die Katz.
Markus Zürchers Werk beschreibt eine kühne Entwicklung. Die frühen Strichzeichnungen, die großformatigen Tuschzeichnungen, die Installationen von Bildern und Ästen, die ritualisierte Arbeit mit Bleistift und Farbstift, die überraschenden Teilbilder in schlichter Monochromie, die farbigen großen Aquarelle, die ihn bekannt machten, am Ende leuchtende Eitempera auf Holz. Immer schöner wurden seine Arbeiten, immer eleganter, präziser, wütender, frecher, frischer.
Markus Zürcher hasste kurze Telefonate, neue Kleider und primitive Politiker. Dafür liebte er den Meret Oppenheim-Brunnen, die Appenzeller, seine Familie und seine Freunde. Er und sein Werk werden bleiben, in allen, die ihn gekannt haben, und in den privaten und öffentlichen Häusern, auch in Bern, wo er seit 1967 gelebt und gearbeitet hat.»
Reto Sorg