Albanello: Die ausgewachsene Band der «Selfmade-Generation»

von Kylie Barth 11. Mai 2013

Nach zehn Jahren ist die Band «Albanello» wieder in der Musikszene präsent. Das neue Album «Back to the Start» enthält modale Songs, die dem Zuhörer vielfältige Klänge zeigen. Klangfarben, die in einer gewöhnlichen Rockband nicht vorhanden sind. Im Interview erklären die Musiker, was sie in den vergangenen zehn Jahren gemacht haben und wieso Bern eine Musikerstadt ist.

Seit dem ersten veröffentlichten Album «Homebrew» und dem heutigen Release sind zehn Jahre vergangen. Was veranlasste euch, wieder in den Musikkreis zurückzukehren?

Tinu Gerber (T. C.):

In diesem Zeitraum sind wir an privaten Veranstaltungen als Partyband aufgetreten. Wir haben Vorbildern nachgespielt – aber sehr eigenwillig Stücke gecovert. Schlussendlich wollten wir wieder unser eigenes Zeug machen.

Und das war der Antrieb, um ein neues Album aufzunehmen?

Antonio Albanello (A. A.):

Es ist gewagt, ein Album aufzunehmen, da wir «ältere Semester» sind. Die meisten in unserem Alter ziehen sich lieber zurück. Und machen Blues oder Country. Das wollte ich aber nicht. Ich beabsichtigte das ganze Programm mit Promotings, Video, Foto, Cover, Pressetext und so weiter durchzuziehen. Es kostet sehr viel Arbeit, bis die CD dann endlich fertig ist. Und jetzt schauen wir, was sich daraus entwickelt. Kürzlich ist das Video zum Song «Stay on Ground» rausgekommen.

Wo ist die CD entstanden?

T. C.:

Die CD ist im Homestudio von Antonio entstanden. Wir konnten vieles ausprobieren und den Songs einen anderen Charakter geben.

A. A.:

Wir hatten mehr Möglichkeiten, die Ideen zu verwirklichen, die in einer Band im Normalfall nicht entstehen. Ich konnte individuell arbeiten und meinen Stempel dort und so aufdrücken, wo ich wollte.

Wie seht ihr eure musikalische Entwicklung?

A. A.:

Die Songqualität hat einen Sprung gemacht. Dementsprechend sind auch neue Räume sowie Strukturen entstanden. Der Song «Driven» ist zum Beispiel sehr modal, da er kleine Refrains hat und Klänge, die eine klassische Rockband nicht hat. Ich wollte keine Kompromisse machen. Wenn es keinen Refrain hat, dann hat es eben keinen.

«Wir sind aus der ‹Self-Made-Generation›.»

Antonio Albanello, Musiker

T. C.:

Man arbeitet an einem Stück und es erhält immer mehr ein Gesicht. Man findet den richtigen Weg durch die Einflüsse von Vorbildern, die schlussendlich zu seinem eigenen Weg führen.

Wie gefällt euch das neue Album?

T. C.:

Man muss sich die CD vielleicht dreimal anhören, bis sie Qualität entwickelt. Es ist auch eine Kunst, Musik zu machen, die man beim ersten Mal geil findet. Und was wir gemacht haben, geht nicht unbedingt in diese Richtung.

Wie findet ihr Bern als Musikerstadt?

A. A.:

Bern war immer eine Musikerstadt. Schweizweit bekannt für ihre vielen guten Musiker. Und mit der neuen Generation, die aus der Berner Fachhochschule rauskommt. Unfassbar, sie kommen raus und sind voll parat. Wir hingegen sind aus der «Self-Made-Generation».

T. C.:

Gewiss. Wir steckten die ersten Ersparnisse in die elektronische Gitarre.

Wo findet ihr einen Ausgleich im Leben?

T. C.:

Das Musik machen gibt mir erst die Balance im Alltag und im Leben.

A. A.:

Das Üben und Spielen mit der Band gibt ein gutes Gleichgewicht.

Wie sehen eure Zukunftspläne aus?

A. C.:

Ich habe schon nächste Songs im Kopf. Wenn die ersten Gigs vorbei sind, fängt ein neues Projekt an. Das neue Projekt «kitzelt», und es wird anders.

T. C.:

Es wird anders, zumal wir wieder eine Band sind. So richtig ausgewachsen mit fünf Leuten.