à propos della Klima nationale

von Sandra Künzi 15. November 2018

Am Jubiläum «100 Jahre Landesstreik» in Olten sprach Sandra Künzi über die Kartoffelkrawalle in Bern, die dem Landestreik vorausgingen. Wir drucken hier exklusiv die ganze Rede ab.

Ja schön, dass heute auch noch jemand vom Pöbel peuple de la Suisse hier reden darf, über das clima nationale. Alors tous ces problèmes modernes: Le populisme, Rechtsrutsch, la xenophobie, dabei hat un sur deux suisses des ancêtres etrangers. General Wille beispielsweise war ja eigentlich Deutscher!

Eh ja die Fakten! Falsch oder richtig? Links oder rechts? Schwierig!
Les faits sont fait!
Mais de qui et pourquoi? C’est si difficil à s’informer, si compliqué, und immer soll man eine Meinung haben und abstimmen und wählen und eine Meinung haben und demonstieren und liken und eine Meinung haben! Auch zur surveillance des assurés! Ne soyez pas trop joyeux, si vous voulez garder votre rente à l’AI!

Denn wenn das Sozialdetektivlein kommt, und es ist ja ganz klein das Sozialdetektivlein, ganz ganz klein! Wenn es dann kommt und Sie beobachet und fotografiert, gerade dann, wenn Sie endlich einmal ihre abgedunkelte, depressive Wohnung verlassen, um frische Luft zu schnappen und mit der voisine reden, und einmal, nur einmal herzhaft lachen: Päng Rente weg! Biffée la rente de l’AI.

Ja und dann das Parlament mit diesen lustigen Marionetten. Ja klar, heutzutage müssen auch Nationalräte moderne Medien einsetzen. C’est clair que les marionettes ne necessitent pas des droits de l’homme, car il sont ja des marionettes. Mais Selbstbestimmung wollen sie dann trotzdem, natürlich nur so lange sie selbst bestimmen können. Autodetermination, mais que pour soi-même!

Apropos Auto: Tous ces avions partout! Et tous mes amis, plutôt gauches, volent autour le monde wie blöd. Aber gleichzeitig Biotomätli kaufen, herzigi Biotomätli, jamais des tomates hors-sol méchantes, non ça doit être «régional – saisonal – bio»! Aber dann schnell auf NY fliegen oder Berlin, wegen wichtig, ging nicht anders! Die könnten lebenlang perverse Hors-Sol-Tomaten kaufen und wären immer noch ökologischer als mit ihrer Fliegerei. Et bien aussi mes amis «droites» volent sans limites, je suppose, mais en effet je ne le sais pas trop bien, car je n’ai pas vraiment des amis «droites». Seulement un, qui vote pour l’UDC, mais il vole jamais, car il n’a pas du temps, à cause de ses animaux, des vaches à cornes. Drum kann er auch nicht streiken, er muss ja die Kühe melken!

Ja eben, über solches wollte ich eigentlich reden. Aber dann hab ich das hier gefunden: Diese Kartoffel ist 100 Jahre alt.
Elle descend directement de la pomme-de-terre de ma grand-grand-mère!
1918 à Berne, le marché sur le Bundesplatz, comme Simonetta Somuraga le disait, la peuple n’arrivait plus à payer les prix si hausses!
Da hat meine Ur-Grossmutter mit ihren Freundinnen die Körbe gepackt und die Härdöpfu an sich gerissen. «Diebstahl!» riefen die Händler. «Hunger!» criaient les femmes.

Ja, il y a cent ans les suisses suffraient du faim!
Le faim – ça c’est un fait. Le marché libre c’est un salaud!
Il faisait semblant d’être neutre et objectiv, mais il est
ein hinterhältiger Fötzel, der freie Markt.

Vor dem Bundeshaus tobten die Kartoffelkrawalle.
Kartoffel ist Stärke,
und Stärke ist basisch,
und die Basis erstarkte!

und die Bürgerlichen zitterten:
«Üüüü, das ist sicher alles wegen diesem Lenin, der den Weibsbildern das Rote vom Himmel versprochen hat! Dabei sind sie ja nicht mal stimmberechtigt, wegen ihrem kleinen Hirni.»

Mais ce n’était pas Lenin ou des bolschewistes imaginés, non, c’était le faim! Le fait de faim. Und meine Ur-Grossmutter an vorderster Front. Une cavale immense Et puis: la cavallerie. Ja wenns an der Front nicht läuft, kann man wenigstens landesintern rumballern.

Ca c’est autodétermination: Wir brauchen doch keine Ausländer für einen Krieg!
Wobei eben, der schiessbefehlende General Wille war ja eigentlich Deutscher.
Mais on ne doit jamais traduire
General Wille avec volonté générale.
Cette pomme de terre a cent ans et elle a
Migrationshintergrund. Chez Tell on n’avait pas encore de Kartoffeln. Die kamen erst viel später als «fremdländisches Gewächs» in die Schweiz! De l’amerique du sud. Eine Indianerchnolle.

Aber der Herr Rösti tuet natürlich so als wär die Rösti immer schon voll schweizerisch gewesen! Da macht er dann keine «Initiative gegen fremde Gerichte» * Das wär dann nicht so populaire! Aber das peuple ist nicht dumm!

Wissen Sie eigentlich warum es «Röstigraben» heisst?
Genau: Wer Rösti will, der muss erst graben!

* Die «fremden Gerichte» verdanke ich Gisela Nyfeler, Regisseurin & Mitorganisatorin des Jubiläumsanlasses, www.giselanyfeler.ch