1400 Kinder warten auf Kita-Platz

von Anne-Careen Stoltze 26. September 2012

Auf der Warteliste für einen Kita-Platz stehen so viele Kinder wie nie zuvor. Statt selber neue Betreuungsplätze zu bauen, setzt die Stadt lieber auf private Initiativen. In diesem Jahr gehen drei neue Kitas an den Start. 

In Bern stehen aktuell rund 1400 Kinder auf der Warteliste für einen Platz in einer städtischen Tagesstätte. Das ist etwa ein Drittel mehr als im Jahr zuvor, da waren es noch 900 Kinder. Die Zahl stammt aus dem neuen Bericht über die familienexterne Betreuung in der Stadt Bern, den das Jugendamt demnächst herausgeben wird. 

Liste enthält ungeborene Kinder

Die starke Zunahme begründet Heidi Rüesch, Bereichsleiterin Tagesstätten beim Jugendamt, zum einen mit der hohen Geburtenzahl in den vergangenen Jahren. «Zudem entscheiden sich immer mehr Frauen, wieder in den Beruf einzusteigen», sagt Rüesch. Bei der aktuellen Warteliste handelt es sich um eine bereinigte Liste, bei der zwar keine Doppelnennungen enthalten sind, wohl aber noch ungeborene Kinder ebenso wie Kinder, die bereits in einer privaten Kita betreut werden, jedoch in eine städtische wechseln wollen. 

Rüesch betont: «Es geht in den häufigsten Fällen um ein Betreuungspensum von fünfzig Prozent.» Die meisten Kinder im Alter zwischen vier Monaten und fünf Jahren würden Teilzeit betreut. Zudem komme es auch vor, dass Eltern einen Platz sogar ablehnten, weil sie bereits eine andere Lösung mit Grosseltern oder Nachbarn gefunden hätten, erläutert Rüesch. «Dies sicherlich aus der Not heraus. Aber dann haben sich die Familien eingerichtet und wollen es nicht ad hoc ändern.» Regelmässig schreibt das Jugendamt die Familien an, ob sie noch Interesse an einem Platz haben. Die Liste wird also laufend aktualisiert.

Wartezeit bis zu einem Jahr

Auf einen Platz in einer städtischen Kita warteten laut Statistik des Jugendamtes im vergangenen Jahr etwa 60 Prozent der Familien bis zu drei Monate. Das scheint zunächst gering, viele Familien warten jedoch deutlich länger. Hinter der Statistik verbirgt sich beispielsweise Folgendes: Eine Familie möchte ihr Kind ab Anfang Oktober betreuen lassen und erhält in 60 Prozent der Fälle bis Januar einen Platz – also drei Monate später als gewünscht. 8 Prozent der Familien warten bis zu einem halben Jahr, 14 Prozent bis zu einem Jahr und 17 Prozent warten länger als ein Jahr auf einen Platz. Allerdings muss man dabei im Kopf behalten, dass viele Eltern sich oft bereits zu Beginn der Schwangerschaft für einen Kita-Platz in die Warteliste eintragen lassen. Demnach vergeht vom Zeitpunkt der Anmeldung bis zur Platzvergabe deutlich mehr Zeit, als in der Statistik des Jugendamtes ersichtlich ist. 

Drei neue private Kitas

 «Die Stadt Bern baut derzeit keine neue Kita», sagt Rüesch. In diesem Jahr sei das Betreuungsangebot in privat geführten, von der Stadt mitfinanzierten Tagesstätten sowie in städtischen Betrieben insgesamt um 22 Vollzeitplätze ausgebaut worden. Im Jahr 2011 waren es 40 neue Plätze.

In den nächsten Jahren werden in Bern vor allem private Kita-Plätze entstehen. Zum einen wegen des bevorstehenden Systemwechsels hin zu Gutscheinen. Dieses sieht vor, dass der Ausbau der Betreuungsplätze dem Markt überlassen wird. Zuvor muss jedoch das Volk darüber abstimmen, nachdem die rot-grüne Mehrheit im Stadtrat das Referendum ergriffen hat. Die Abstimmung wird voraussichtlich im Juni kommenden Jahres stattfinden. 

Zum andern drängt die Stadt bei der Planung von neuen, grösseren Wohnsiedlungen darauf, dass private Trägerschaften neue Tagesstätten betreiben. Auch aktuell bringen private Initiativen etwas Entspannung auf dem Betreuungsmarkt: In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurden drei private Kitas eröffnet. Die Kita «Miabiala» in der Schosshalde wird von einem Verein getragen und bietet bis zu zwölf Vollzeitplätze an. Im Stadtzentrum hat «Smallworld» eröffnet und in der Nähe des Inselspitals gibt es seit Anfang Monat die Kita «Sputnik».